"Vergiss mein nicht"
In "Vergiss mein nicht" begleitet David Sieveking seine an Demenz erkrankte Mutter: als Filmemacher, Pfleger und Sohn. In dem berührenden Porträt lernt das Publikum die ungewöhnliche Protagonistin auch als die attraktive und politisch engagierte Frau kennen, die sie früher war.
Das neue biografische Filmprojekt von Regisseur David Sieveking ist eine sehr persönliche Reise in die Geschichte seiner Familie. Als Erzähler hören und sehen wir ihn in der Wohnung seiner Eltern, wo er für einige Wochen die Pflege seiner demenzkranken Mutter Gretel übernommen hat, damit sich sein überlasteter Vater Malte eine Auszeit in der Schweiz gönnen kann.
Von seiner Stimme aus dem Off wissen wir, was ihn und uns erwartet: Die Krankheit seiner Mutter ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass sie jedes Zeit- und Ortsgefühl verloren hat. Sie kann sich ohne fremde Hilfe nicht mehr orientieren, selbst solch einfache Verrichtungen wie Essen fallen ihr schwer. Sie spricht verständliche Sätze, die aber kaum mehr etwas mit der Wirklichkeit des Augenblicks zu tun haben.
Der Sohn wird von ihr nicht mehr als Sohn erkannt, er findet sich in der Rolle des Pflegers wieder und wir sehen, wie er damit klarzukommen versucht und fast kindlich betroffen auch kommentiert, was er erlebt. Dabei ist er als Filmemacher um Distanz bemüht, was ihm auch besser gelingt als dem tief betroffenen Vater.
Dieses Porträt einer Frau, die kein Bewusstsein mehr von sich selbst hat, ist traurig und manchmal komisch zugleich. Denn der Regisseur findet in voller Anerkennung ihres Zustandes Möglichkeiten, sie trotz allem als Frau und Mutter zu erleben und uns das auch zu vermitteln.
Eine Reise in die Schweiz zum Vater wird zum Ausgangspunkt, ihr Leben vor der Krankheit zu entdecken. Gretel war eine sehr schöne, lebenshungrige und aktive Frau, politisch bewusst in der Rebellion der 68er engagiert, eine auch in persönlichen Beziehungen radikale Feministin und Sozialistin. Alte Genossen und Lebensgefährten erzählen vor der Kamera davon.
So wird aus dem Film ein echter Porträtfilm über eine ungewöhnliche Frau und in der Wirkung ein sehr berührender Familienfilm, bei dem sich der Vorwurf verbietet, er stelle Leiden aus und gäbe seine Heldin voyeuristisch preis.
Deutschland 2012 - Regie: David Sieveking, Darsteller: k. A.- 88 Minuten
Filmhomepage - "Vergiss mein nicht"
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Vergiss mein nicht: Leben mit Demenz Gäste: Michael Rapp, Facharzt für Gerontopsychiatrie und David Sieveking, Filmemacher
Erfolg für deutsches Kino in Locarno - "Vergiss mein nicht" und "Lore" zum Festivalabschluss prämiert
Von seiner Stimme aus dem Off wissen wir, was ihn und uns erwartet: Die Krankheit seiner Mutter ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass sie jedes Zeit- und Ortsgefühl verloren hat. Sie kann sich ohne fremde Hilfe nicht mehr orientieren, selbst solch einfache Verrichtungen wie Essen fallen ihr schwer. Sie spricht verständliche Sätze, die aber kaum mehr etwas mit der Wirklichkeit des Augenblicks zu tun haben.
Der Sohn wird von ihr nicht mehr als Sohn erkannt, er findet sich in der Rolle des Pflegers wieder und wir sehen, wie er damit klarzukommen versucht und fast kindlich betroffen auch kommentiert, was er erlebt. Dabei ist er als Filmemacher um Distanz bemüht, was ihm auch besser gelingt als dem tief betroffenen Vater.
Dieses Porträt einer Frau, die kein Bewusstsein mehr von sich selbst hat, ist traurig und manchmal komisch zugleich. Denn der Regisseur findet in voller Anerkennung ihres Zustandes Möglichkeiten, sie trotz allem als Frau und Mutter zu erleben und uns das auch zu vermitteln.
Eine Reise in die Schweiz zum Vater wird zum Ausgangspunkt, ihr Leben vor der Krankheit zu entdecken. Gretel war eine sehr schöne, lebenshungrige und aktive Frau, politisch bewusst in der Rebellion der 68er engagiert, eine auch in persönlichen Beziehungen radikale Feministin und Sozialistin. Alte Genossen und Lebensgefährten erzählen vor der Kamera davon.
So wird aus dem Film ein echter Porträtfilm über eine ungewöhnliche Frau und in der Wirkung ein sehr berührender Familienfilm, bei dem sich der Vorwurf verbietet, er stelle Leiden aus und gäbe seine Heldin voyeuristisch preis.
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