Verflucht, verjagt, geduldet

Von Ksenija Cvetkovic und Martin Sander · 25.05.2010
Im April und Mai 1990 fanden die ersten freien Wahlen in Kroatien statt. Sie brachten den bis dahin wenig bekannten Nationalisten Franjo Tudjman, einen ehemaligen General der Tito-Ära, an die Macht. Für einige der bekanntesten Schriftstellerinnen, die seinen nationalkroatischen Kurs kritisierten, wurde die Lage bald unerträglich.
Mit viel Medienmacht inszenierten die neuen Herrscher eine regelrechte Hexenjagd etwa gegen die Erzählerin und Literaturwissenschaftlerin Dubravka Ugrešić. Weil sie Tudjmans Kriegskurs anprangerte, musste sie das Land verlassen.

Auch Slavenka Drakulić wählte das Exil. Der aus dem belagerten Sarajevo geflohene bosnische Kroate Miljenko Jergović fand in Zagreb ein neues Zuhause, sah sich allerdings dem Vorwurf ausgesetzt, nicht kroatisch genug zu schreiben. Der Verleger Nenad Popovic veröffentlichte währenddessen in Zagreb die Bücher derjenigen, die als Feinde der Nation gebrandmarkt wurden.

Zwei Jahrzehnte später blicken die Protagonisten von damals auf ein düsteres Kapitel der Geschichte zurück, das bis heute Schatten wirft – Schriftstellerverfolgung im Namen von Freiheit, Demokratie und nationaler Unabhängigkeit.


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