Verband "Mental Health in Music"

Wenn Musiker mit psychischen Problemen Hilfe brauchen

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Illustration: eine Hand malt mit Kreide Musiknoten in ein menschliches Gehirn.
Die Förderung der mentalen Gesundheit in der Musikbranche hat sich der neue Verband zum Ziel gesetzt. In der Musikbranche gebe es Bedingungen, die psychische Belastungen auslösen, sagt eine Mitgründerin. © Getty / iStockphoto
Anne Löhr im Gespräch mit Martin Böttcher · 26.08.2020
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Kanye West, Mariah Carey, Britney Spears: Diese Musikerinnen und Musiker haben mit psychischen Problemen zu kämpfen, ebenso wie einige ihrer deutschen Kolleginnen und Kollegen. Nun gibt es hierzulande einen Verband, der Unterstützung anbietet.
Immer wieder hört man von Musikerinnen oder Musikern, dass von psychischen Problem betroffen sind. Zunehmend gehen sie damit auch offensiv an die Öffentlichkeit. James Blake, John Grant, Mariah Carey, Kanye West, Britney Spears und Justin Bieber sind einige prominente Beispiele.
Aber auch von ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen hört man in dieser Hinsicht manchmal etwas. Für sie gibt es seit Anfang des Jahres den MiM, "Mental Health in Music". Der Verband zur Förderung der mentalen Gesundheit in der Musikbranche ist nach eigenen Angaben die zentrale Anlaufstelle für alle Personen aus der Musikbranche und Kreativwirtschaft mit einem Interesse am Thema Mental Health.

Vielen Abhängigkeiten ausgesetzt

Dieser Verband sei wichtig, weil es in der Musikbranche Arbeitsbedingungen gebe, die bei Musikerinnen und Musikern psychische Belastungen auslösen, sagt Anne Löhr. Die Diplompsychologin hat den Verband mitgegründet. Dazu gehörten Stress, die Arbeitszeiten, die prekäre Arbeitssituation, aber auch der Starrummel.
Stress sei der grundlegende Auslöser für Depressionen, Ängste und Süchte in der Musikbranche, erklärt sie. Ein wichtiger Punkt dabei sei, dass Musikerinnen und Musiker in den meisten Bereichen eine völlig unsichere Karriere hätten. "Ich kann nicht sagen, ich mache eine Ausbildung, dann steige ich in den Job ein, sammle Referenzen und mit steigendem Alter verdiene ich mehr." Selbst wenn man Erfolg habe, bedeute das noch lange nicht, dass er bestehen bleibt, so Anne Löhr weiter. "Ich bin finanziellen Unsicherheiten ausgesetzt. Ich bin diesen Abhängigkeiten zu Netzwerken, Trends, und auch Glück ausgesetzt."

Große Hemmschwellen bei der Hilfesuche

Der Verband biete neben Workshops und Aufklärung auch psychologische Beratung an – zumindest als ersten niedrigschwelligen Schritt am Anfang. Für den weiteren Prozess werde dann je nach der konkreten Problematik geschaut, welche weiteren Beratungsstellen oder Therapien in Frage kämen.
Aus ihrer Arbeit, die sie auch vorher schon im Musikbusiness gemacht hätten, wüssten die Verbandsmitarbeiter, so Anne Löhr, "dass viele Leute immer noch große Hemmschwellen haben, jemanden zu suchen". Und dass es für die meisten sehr wichtig sei, den Eindruck zu haben: Da sitzt jemand, der kennt sich in meinem Business ein wenig aus.
(abr)
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