Verband in der Krise

    Vorwürfe gegen ADAC-Präsident Meyer

    ADAC-Präsident Peter Meyer während einer Pressekonferenz in Bonn
    ADAC-Präsident Peter Meyer wird derzeit mit neuen Vorwürfen konfrontiert © picture alliance / dpa / Peter Meyer
    31.01.2014
    ADAC-Präsident Peter Meyer hatte zuletzt Aufklärung in der Affäre um mögliche Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" versprochen. Jetzt gerät er selbst wegen eines angeblichen Freundschaftsdienstes unter Club-Funktionären unter Druck.
    ADAC-Präsident Peter Mayer soll laut Informationen der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR persönlich in ein möglicherweise zweifelhaftes Geschäft unter Funktionären des Automobilclubs verwickelt sein. Demnach hat der von Meyer geleitete Regionalverband ADAC Nordrhein e.V. einer Firma namens Wige Performance, die zur Wige Media AG gehört, einen "Werbekostenzuschlag" für ein Fernsehstudio auf dem Nürburgring in Höhe von 200.000 Euro gezahlt.
    Brisant ist den Recherchen zufolge: Damals, im November 2009, saß der ADAC-Funktionär Peter Geishecker im Vorstand der Firma. Geishecker soll auch einer der beiden Chefs von Wige Performance gewesen sein, gleichzeitig aber im Vorstand des ADAC Nordrhein gesessen haben.
    Laut der "Süddeutschen Zeitung" erhielt Geisheheckers Firma die 20.000 Euro von dem von ADAC-Präsident Peter Meyer geleiteten Regionalverband ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als die Wige Media AG mit finanziellen Problemen zu kämpfen hatte. Unterschrieben wurde das Werbeabkommen von Meyer persönlich. Sowohl der Autoclub als auch Geishecker dementierten, dass es sich dabei um eine freundschaftliche Hilfsaktion gehandelt habe.
    Peter Mayer hatte erst am Freitag betont, dass alle Vorwürfe gegen den ADAC rund um gefälschte Zahlen beim Autopreis "Gelber Engel" ernst genommen würden. So hatte er in einem Interview mit der ADAC-Mitgliederzeitschrift "Motorwelt" eingestanden, dass er derzeit nicht mit Gewissheit sagen könne, ob auch an der Platzierung der einzelnen Fahrzeuge gedreht worden sei.
    "Wir haben das Eingeständnis, dass die Zahl der absoluten Stimmen, nicht aber die Reihenfolge der Preisträger verändert wurde. Ob das der Wahrheit entspricht, soll die Untersuchung ans Licht bringen." Mit einer solchen Untersuchung seien externe Prüfer federführend beauftragt worden.
    Experte: Befürchtungen, ADAC will "Schicksal spielen"
    Die Aussage legt nahe, dass der ADAC einen entsprechenden Verdacht hegt, sagte der Autoexperte Stefan Bratzel. "Sonst würde er dem nicht nachgehen." Laut dem Leiter des Centers of Automotive Management in Bergisch Gladbach habe es bereits Befürchtungen gegeben, der ADAC habe sich durch die Manipulation der Stimmzahl nicht nur größer machen, sondern auch "Schicksal spielen" wollen. Dem ADAC wird großer Einfluss bei der Entscheidung über den Autokauf seiner 19 Millionen Mitglieder nachgesagt.
    Vertreter der Automobilindustrie reagierten zurückhaltend. Volkswagen will nach eigenen Angaben das Ergebnis der Untersuchungen durch den ADAC abwarten, bevor man über Konsequenzen nachdenken will. Der Ruf des Preises sei dennoch beschädigt, erklärte ein VW-Sprecher. Einen Einfluss der Automobilindustrie auf die Vergabe habe es nicht gegeben. "Was hätten wir von einem Preis, den wir zwischen uns hin und herschieben?", sagte er.
    Ständig neue Enthüllungen
    Die "Süddeutsche Zeitung" hatte vor zwei Wochen erstmals über mögliche Manipulationen bei der Umfrage berichtet. Demnach sollen nur 3409 Stimmen für den Gewinner gegeben haben, satt wie vom ADAC angegeben 34.299. Seither kommt der Club nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Geschäftsführer Karl Obermair hatte kurz nach dem SZ-Bericht erklärt, ADAC-Kommunikationschef Ramstetter habe auch in den Jahren zuvor die Zahlen bei der Umfrage zum "Lieblingsauto" manipuliert.
    Nach Informationen des "Stern" reiste ADAC-Präsident Peter Meyer mit Hubschraubern der ADAC-Luftrettung zu Veranstaltungen. Ein ADAC-Hubschrauber hatte 2006 laut Medienberichten in Braunschweig mit dem Wind der Rotorblätter einen unter Wasser stehenden Fußballplatz trocken geföhnt. Bekannt wurde auch, dass der Automobilclub Bestechungsvorwürfe im Zusammenhang mit einer Badegewässeruntersuchung prüft. Der Club reagiert damit auf einen Bericht der "Frankenpost". Demnach sollen Informationen zur Wasserqualität an Badestränden in den 1990er-Jahren aus den betroffenen Gebieten finanziert und beeinflusst worden sein.
    tmk/mcz
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