US-Wahlkampf

Trumps "Nimbus der Unverwundbarkeit" ist zerstört

07:14 Minuten
Trump sitzt vor der US-Fahne und der Präsidentenfahne mit konzentriertem Blick in die Kamera an einem Tisch.
Diese Erkrankung komme Trump äußerst ungelegen, sagt Andreas Etges. © Tia Dufour/The White House/AP/dpa
Andreas Etges im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 05.10.2020
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Donald Trump kann die Präsidentschaftswahl nicht gewinnen, meint Amerika-Experte Andreas Etges. Trumps Corona-Erkrankung helfe ihm auch nicht, zumal er in dieser Situation nicht von seinem "grauenhaften Krisenmanagement" ablenken könne.
Quarantäne? Das mag für andere Corona-Patienten obligatorisch sein, für einen US-Präsidenten offenbar nicht: Um seine Anhänger zu grüßen, verließ der an Corona erkrankte Donald Trump das Krankenhaus am Sonntag zu einer kurzen Ausfahrt in einem schwarzen SUV. Dass er damit womöglich die Gesundheit und sogar das Leben seiner Sicherheitsleute aufs Spiel gesetzt hat, sorgt für viel Kritik.
"Die unverantwortliche Politik geht weiter", sagt auch Amerika-Experte Andreas Etges, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Amerika-Institut der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Nützen wird dem Präsidenten dieses Manöver allerdings nichts, meint Etges, zumal dieser jetzt erst recht nicht mehr von seinem "grauenhaften Krisenmanagement" in der Corona-Pandemie ablenken könne:
"Diese Erkrankung kommt ihm äußerst ungelegen, und gerade deshalb will man jetzt ganz schnell projizieren, so schlimm ist das alles nicht, der Präsident kann in ein paar Tagen wieder nach Hause entlassen werden, er ist gesund."
Gleichwohl habe die COVID-19-ErkrankungTrumps "Nimbus der Unverwundbarkeit" zerstört, so der Amerika-Historiker: "Also: Diesem Präsidenten kann nichts etwas anhaben, der kann bei Sonnenfinsternis in die Sonne gucken und es passiert nichts."
Und das in einer Situation, in die Wahlumfragen deutlich gegen Trump ausfielen und der Präsident verzweifelt um sein politisches Überleben kämpfe.

Ohne Wahlmanipulation kann Trump nicht gewinnen

Während manche Beobachter es für vorstellbar halten, dass Trump aus seiner Erkrankung für die Wahl Kapital schlagen könnte, geht Etges davon aus, dass es Trump eher schade:
"Sein Wahlkampf kann erstmal nur mit angezogener Handbremse weitergehen. Und es war eben die Hoffnung, es muss was passieren, dass die Stimmung kippt. Und das sehe ich nicht. Und das sehe ich jetzt erst recht nicht nach seiner Covid-Erkrankung. Wenn nicht durch Manipulation, kann er diese Wahl eigentlich nicht gewinnen."
(uko)
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