US-Podcast "Floodlines"

Dokumentation eines staatlichen Versagens

20:26 Minuten
US-Präsidenten George W. Bush schaut aus den Flugzeugfenstern der Air Force One nach draußen.
Der damalige US-Präsident George W. Bush besuchte nach Hurricane Katrina das Katastrophengebiet nicht persönlich, sondern nur aus der Luft – auf dem Heimflug aus dem Urlaub. © Getty Images / White House / Paul Morse
Von Anna Bühler und Carina Fron · 31.07.2020
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2005 verwüstet Hurricane Katrina den Südosten der USA, besonders die Stadt New Orleans. 15 Jahre später wirft der Doku-Podcast "Floodlines" einen beeindruckenden Blick auf die Naturkatastrophe und auf die Schicksale der Menschen nach dem Sturm.
Ein Jahr lang arbeiten Host Vann R. Newkirk II und seine Kollegen von "The Atlantic" an dem Podcast "Floodlines". Herausgekommen ist eine achtteilige Podcast-Dokumentation, die es schafft, eine neue Sichtweise auf die Ereignisse von 2005 zu werfen.
Zwar gilt Hurricane Katrina bis heute als eine der verheerendsten Naturkatastrophen der USA. Doch "Floodlines" zeigt, dass die Folgen für die Menschen weit über die eigentlichen Sturmschäden hinausgehen.

Fluten spülen Rassismus nach oben

Besonders eindrücklich wird das Ausmaß bei einem Blick auf die Metropole New Orleans. Hier brachen infolge des Strums Dämme, sodass rund 80 Prozent der Stadt zeitweise unter Wasser standen.
Es ist ein bleibendes Erbe der damaligen US-Regierung um den damaligen Präsidenten George W. Bush, die sich vorwerfen lassen müssen, viel zu langsam gehandelt und die Bewohner im Stich gelassen zu haben.
Es lassen sich durchaus auch Parallelen zum Krisen-Management von Donald Trump in Corona-Zeiten ziehen. Durch den Podcast wird aber vor allem deutlich, dass hier überproportional Schwarze Menschen betroffen waren.
Den Atem stocken lassen "Über Podcast"-Moderatorin Anna Bühler dabei vor allem die Geschichten rund um rassistisch geprägte Gewalt in der Krisenzeit. So kommt es damals – durch Fehlinformationen und anhaltende Vorurteile – zu einer Polizeischießerei an der Danziger Brücke in New Orleans. Zwei unschuldige Schwarze Männer werden dabei getötet und vier weitere Personen verletzt.

(Zu) Viele Stimmen

"Floodlines" entfaltet seine Außergewöhnlichkeit durch viele kleine Erzählungen von Menschen, die die Katastrophe damals selbst erlebt haben. Anker in dem teilweise etwas überforderten Stimmengewirr ist Protagonistin Le-Ann Williams. Sie war damals 14 Jahre alt und die damaligen Ereignisse haben bis heute Auswirkungen auf ihr Leben. Immer wieder taucht sie im Podcast auf und erzählt herzzerreißend ihre Geschichte.
Zwar kann beim Hören leicht mal der Überblick verloren gehen, bei den vielen Menschen, die im Podcast zu Wort kommen, aber trotzdem möchte "Über Podcast"-Host Anna Bühler auf keinen einzigen Protagonisten verzichten:
"Wir hören das Herz von New Orleans schlagen. So viele Stimmen von Menschen, die da leben und ein Teil der Stadt und ihrer Geschichte in sich tragen. Es ist kein Draufblick, die Menschen erzählen ihre Geschichten selber."
Besonders ist auch noch, dass die Musik für den Podcast unter anderem vom Musiker Christian Scott aTunde Adjuah stammt. Der schafft es auf besondere Weise, den Klang seiner Heimat New Orleans einzufangen – und dem Podcast gelingt es, die Musik innovativ einzusetzen, beispielsweise um den Klang des Sturm zu inszenieren.

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