Unter den Augen der Weltöffentlichkeit

Von Arno Orzessek · 23.03.2007
Obwohl in den vergangenen vier Jahren mehr als 200.000 Menschen in Dafur ums Leben gekommen sind, ist das Interesse an dem Konflikt im Westen des Sudans gering. Das Jüdische Museum in Berlin wollte mit einer Dafur-Woche die Öffentlichkeit wachrütteln und auf die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen.
Mehr als 200.000 Menschen sind umgekommen, mehr als zwei Millionen wurden vertrieben, seit vor vier Jahren in Dafur im Westen der Republik Sudan Krieg herrscht. Rebellen hatten der Regierung in Khartum den Kampf angesagt, um die Benachteiligung der afrikanischen Stämme der Region zu beenden.

Die Regierung, in der es seit Jahrzehnten Arabisierungsbestrebungen gibt, schlug mit eigenen Truppen zurück und bewaffnete Janjaweed-Milizen. Dabei kam und kommt es zu den Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung. Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen werden von vielen Beobachtern als Genozid bezeichnet.

Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag untersucht seit zwei Jahren im Auftrag der UN die Vorgänge. Die UNO-Resolution 17-06 sieht den Einsatz von Friedenstruppen vor, der bisher aber am Votum Khartums gescheitert ist.

Mit der Aktionswoche hat das Jüdischen Museum Berlin eine umfassende Darstellung und Analyse des Dafur-Konflikt geboten. Museumsdirektor Michael Blumenthal:

"Ich persönlich habe als kleines Kind die Auswirkungen von soviel Ungerechtigkeit gegen eine unschuldige Minderheit am eigenen Leibe gespürt und ich habe selbst gesehen, wie die Völkergemeinschaft außerhalb Nazideutschlands zugesehen hat, es bedauert hat, es verdammt hat - aber recht wenig getan hat. Und zu viele Menschen weggesehen haben - denn es war ja nicht in ihrem eigenen Land, und es kam ihnen vor als ob es fremd und weit weg war."

Tatsächlich zeigen die Deutschen wenig Interesse am Dafur-Konflikt – und zwar, weil man hier gar nichts davon merkt, behauptete während der Aktionswoche Politologe Herfried Münkler.
"Ich glaube natürlich, wenn aus Dafur nach Deutschland 200, 300, 350.000 Flüchtlinge kämen, die hier als Asylanten wären, der Druck auf die Regierung sehr viel größer wäre, die Ursache dieser Belastung zu beenden. Das hat also viel weniger mit der Hautfarbe zu tun, als vielmehr mit der Frage der Folgen eines Problems für das eigene Land."
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