Unsicherheit in der Pandemie

„Wir können verändern, wie wir auf die Welt schauen“

06:57 Minuten
Ein Mensch fliegt oben in einer großen Glaskugel im Windkanal.
Im Windkanal fliegen statt sich den Wellen der Pandemie ausgeliefert fühlen: Maren Urner hat das selbst ausprobiert. © picture alliance / dpa / Felix Hörhager für Jochen Schweitzer
Maren Urner im Gespräch mit Ute Welty · 27.01.2022
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In der Pandemie müssen alle mit Ungewissheiten umgehen, viele fühlen sich machtlos. Doch dagegen kann jeder etwas tun, sagt die Neurowissenschaftlerin Maren Urner. Zum Beispiel: „Leuchtturmerlebnisse“ planen.
Vor zwei Jahren wurde in Deutschland der erste Coronafall festgestellt. Seither haben sich das Leben und der Alltag stark verändert. Vor allem macht vielen Menschen die Unsicherheit, wie es in der Pandemie weitergeht, zu schaffen: Nach einer in der FAZ vorgestellten Allensbach-Umfrage leiden 73 Prozent der Befragten unter der Unübersichtlichkeit der Situation, 62 Prozent beklagen den Verlust an Planungssicherheit.

Kraftvolle Botschaft der Neurowissenschaften

Gegen das Gefühl, nichts ausrichten zu können, hilft nach Angaben der Neurowissenschaftlerin Maren Urner eine Frage: Was kann ich eigentlich beeinflussen? Es sei eine "kraftvolle Botschaft" der Neurowissenschaften und der Psychologie: „Wir können verändern, wie wir auf die Welt schauen“, betont sie. Man sollte sich darauf konzentrieren, was man konkret planen und beeinflussen könne.
So rät die Wissenschaftlerin dazu, „sich auf kleinere Dinge zu freuen“. Statt einen Urlaub ein halbes Jahr im Voraus zu planen, sollte man sich etwas in zwei oder drei Tagen vornehmen. Wichtig sei dabei, auch einmal ungewöhnliche Dinge zu unternehmen, so Urner: Die Psychologie spreche in diesem Zusammenhang von „Leuchtturmerlebnissen“. Auf diese könne man sich dann freuen.

Eine Typ- und Altersfrage

Wie man mit der Situation umgehe, sei auch „eine Typ- und Altersfrage“, erklärt Urner. Zudem gebe es eine „kulturelle Komponente“. So sei in Deutschland die so genannte „Unsicherheitsvermeidung“ besonders ausgeprägt. Sorgen um die Gesundheit, aber auch Geldsorgen seien hier Studien zufolge vorrangig. Damit stehe die Vorliebe der Deutschen für Bargeld im Zusammenhang, weil dieses ein Gefühl von Sicherheit vermittle.
Eine wichtige Rolle im Umgang mit Unsicherheiten in der Pandemie spielen Urner zufolge auch die Kommunikation und die Informationsvermittlung. So hätten Modellierungen und Prognosen mitunter auch falsche Erwartungen geweckt. Es sei „ein großes Problem“, wenn Vorfreude enttäuscht werde.

(bth)

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