Umweltschutz

Fünf Gründe, warum die Plastiktüte gerettet werden muss

02:09 Minuten
Ein Globus steckt in einer durchsichtigen Plastiktüte.
Die Welt im Sack: Plastik macht's möglich. © imago images / MiS
Von Vladimir Balzer · 13.08.2019
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Der Ruf der Plastiktüte ist schwer lädiert - nur jemand mit echten, überzeugenden Argumenten kann ihn noch retten. Unser Autor und Badehosenverstauungsexperte Vladimir Balzer hat gleich fünf davon.
Mir ist selbstverständlich klar, dass ich mir jetzt im ökologisch korrekten Diskurs keine Freunde mache. Aber es gibt Gründe, der Plastiktüte nachzutrauern.
Der erste ist der Westtüte gewidmet und kommt aus einem anderen Land. Der DDR. Dabei hatten auch Ostwarenhäuser wie "Konsument" tatsächlich Plastiktüten, auf denen stand "Konsument - voll im Trend". Sprachlich auf der Siegerseite, aber es war halt trotzdem eine Ost-Tüte.
Die wahre Plastiktüte kam natürlich: aus dem Westen.
Meistens hatte sie der Westbesuch mitgebracht, wenn er mit dem billigen Kaffee in den Osten kam. Oder sie wurde auf dem Schulhof getauscht. Und dann wurde sie auch getragen. An den Griffen ging irgendwann die Farbe ab, die Tüte verzog sich, die Schrift verblich und irgendwann war sie nur noch ein Wrack. Aber es war nun mal eine Westtüte. Es war ein Heiligtum.
Der zweite Grund ist die Statement-Tüte und liegt Jahre später in der internationalen Kunstszene. Es gab mal eine Zeit, in der coole junge Menschen, die was mit Kunst gemacht haben, Plastikbeutel trugen. Noch bevor der Stoffbeutel-Wahn um sich griff.
Wichtig dabei war, dass in diese hauchdünnen Plastiktüten höchstens ein Katalog und eine Zeitung rein durften, sonst nix. Also keine Jacke, wenn's kalt wird, auch keine Wasserflasche oder ähnlich profaner Quatsch. Nein, es durfte nichts hinein, was ausbeulte. Nur so war es eine echte Statement-Tüte. Das ist ja nun leider nicht mehr möglich, weil man mit einer Plastiktüte bei einer Vernissage natürlich rausgeschmissen wird.
Der dritte Grund ist die Glaubwürdigkeits-Tüte. Das Tragen einer Plastik-Tüte beweist einen ehrlichen Umgang mit den eigenen Umweltsünden. Durch diese Tüte wendet sich der Träger an die kritische Öffentlichkeit und bekennt: Ich schädige die Umwelt und tue auch nicht so, als ob es nicht so wäre. Ihr glaubt, euer Plastiktütenverzicht rettet die Welt? Dann lasst mal euer Auto stehen und esst weniger Fleisch. Dann sprechen wir uns wieder. In der Zwischenzeit trage ich weiter meine Plastiktüte!
Der vierte Grund schließt an, es ist die Mehrfach-Tüte. Ich sage nur: Ökobilanz. Wer eine Plastiktüte 30 Mal verwendet, tut mehr für die Umwelt, als derjenige, der eine Papiertüte nach der ersten Nutzung wegschmeißt.
Und - einen Grund noch, es ist die Badehosen-Tüte. Wo kann man eine nasse Badehose verstauen, ohne dass der Rest auch nass wird? Genau.
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