Wenn Nachrichten Angst machen

Informiert bleiben, ohne depressiv zu werden

07:48 Minuten
In der Regie eines Fernsehsenders sind zahlreiche Monitore zu sehen.
Schlechte Nachrichten den ganzen Tag - das könne zu Ängsten oder Gleichgültigkeit führen, warnt Ronja von Wurmb-Seibel. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Czarek Sokolowski
Ronja von Wurmb-Seibel im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 02.03.2022
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Unsere täglichen Nachrichten werden von negativen Meldungen dominiert. Am besten nicht mehr anschauen, schlägt die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel vor. Infomiert bleiben könne man trotzdem.
In den Nachrichten reiht sich eine Katastrophe an die nächste. Angesichts der Schreckensmeldungen aus der Ukraine besteht dieser Eindruck in diesen Tagen mehr denn je. Konstant von Negativmeldungen umgeben zu sein, verdüstere den Blick der Menschen auf die Welt, sagt die Autorin Ronja von Wurmb-Seibel und plädiert für einen radikal veränderten Umgang mit Nachrichten.

Seit sechs Jahren keine Nachrichten geschaut

Sie selbst konsumiere seit etwa sechs Jahren kaum noch oder gar keine Nachrichten mehr, berichtet die Autorin. "Ich bin ein total politischer Mensch und es ist mir auch wichtig infomiert zu sein", so Wurmb-Seibel. Das tue sie aber lieber über Sachbücher oder ausgewählte Artikel. "Viele Themen, die unsere Gesellschaft aktuell beschäftigen, sind ja nicht Themen, die von heute auf morgen stattfinden." Als Beispiel nannte von Wurmb-Seibel die Klimakrise, die Schere zwischen Arm und Reich oder die Frage, wie sich Frieden herstellen lasse.

Zu viele Negativmeldungen führen zu Angst

"Was ich eben nicht mache ist, mir so standardmäßig eine Nachrichtensendung anzusehen, weil ich da das Gefühl habe, dass es mir eben nur einen Teil der Welt zeigt, nämlich den ausschließlich negativen." Es sei breit erforscht, dass ein starker Konsum solcher Nachrichten zu Angst, Ohmachtsgefühlen, Hilfslosigkeit und im schlimmsten Fall zu Apathie führe. "Das ist für jeden einzelnen Fall fatal, aber auch für die Gesellschaft, weil es dazu führt, dass Menschen sich zurückziehen, sich nicht beteiligen und nicht das Gefühl haben, dass sie etwas verändern können."

Konsum gezielt steuern und Focus verschieben

Das bedeute nicht, dass man die Augen verschließen solle, sagt die Autorin. "Es geht mehr darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was machen Nachrichten eigentlich mit uns, und wenn ich das weiß, zu entscheiden, wann und in welchem Maß setze ich mich dem aus." So könne man Nachrichten etwa auch nur noch zwei bis drei mal am Tag zu gezielten Zeitpunkten konsumieren. Das Gute sei, dass man seinen Focus verschieben könne und "wir dann mehr Power und Kraft haben, um uns wirklich einzusetzen für die Dinge, die uns wirklich wichtig sind".
(ckü)
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