Uckermärkische Musikwochen 2020

Salve Regina - festlich vielgestaltig

Ein Relief zeigt Maria und das Jesuskind von goldenen Strahlflammen umgeben.
Marienbildnis im Mainzer Dom. © imago images / imagebroker
Moderation: Bettina Schmidt · 26.08.2020
Seit dem 11. Jahrhundert lässt sich das "Salve Regina" als liturgischer Gesang in Klöstern nachweisen. Seit dem wird das "Sei gegrüßt, o Königin" von unzähligen Komponisten vertont. In diesem Konzert stellen wir schillernde Varianten des Frühbarock vor.
Die Marienverehrung findet im sehr alten "Salve Regina" seinen Ausdruck - ein Text, den viele Komponisten in immer neue musikalischen Varianten kleideten. Seit der Renaissance entwickeln sich in der Abendländischen Musik Marienhymnen die sich vom ursprünglichen gregorianischem Gesang loslösen.

Marienhuldigung im Geschmack der Zeit

Zur Eröffnung des Abends erklingt ein Werk von Julius de Modena, dessen Thema wenige Jahrzehnte später von William Byrd in einem "Ave Maris Stella" wieder aufgenommen und weiterentwickelt hat - ein Grund für die Musiker, diese Komposition mit ins Programm aufzunehmen.
Danach folgt Arcangelo Crottis "Sancta Maria", das sich immer wieder um einen wiederkehrenden Hymnus dreht: Zehn Töne, die durch stete Wiederholung einen Sog entwickeln. Die kurze Melodie taucht erstmals 1558 als Bestandteil einer Marienlitanei im Marienwallfahrtort Loreto in den Marken in Italien auf.
Wenige Jahre später hat Monteverdi genau diese Tonfolge für seine berühmte Sonata sopra "Sancta Maria" übernommen und damit ein unsterbliches Meisterwerk geschaffen.

Italien - Hotspot der Marienverehrungen

Eingebettet von sowohl kunstvoll als auch extravaganter Instrumentalmusik vom auch in Brandenburg tätigen polnischem Komponisten Adam Jarzebski und vom herausragenden Meister der frühbarocken italienischen Instrumentalmusik, Biagio Marini, erklingt mit Allessandro Grandis Salve Regina eine Motette der frühbarocken Marienverehrung.
Eine junge Frau mit sehr kurzem Haar  lehnt in einem Spitzentop an einer Wand und lächelt in die Kamera.
Johanna Winkel gab ihr internationales Debüt als Solistin 2008 in Nantes© Johanna Winkel / Tatjana Dachsel
Grandi war neben Monteverdi der einflussreichste venezianische Komponist zu Beginn des 17 Jahrhundert, der in diesem Programm nicht fehlen darf. In Antonio Bertalis a-moll Triosonate entwickelt ein getragenes Fugato eine dunkle, scheinbar bedeutungsvolle Atmosphäre, bevor sich das Drama durch das folgende 6 taktige Ostinato Motiv als Budenzauber entlarvt. Einer barocken "jamsession" gleich, werden über dem immer wiederkehrenden Bass, die Soli unter den Musikern weitergereicht und imitiert.

Salve Regina in der frühen Musikerkarriere

Das nicht nur Italienische Meister wie Grandi ein Salve Regina ausdrucksstark in Szene setzten konnten, beweisen in der 2. Hälfte des Programms der junge Händel und der ebenfalls am Anfang seiner Karriere stehende Jan Dismas Zelenka in Wien, dessen noch unbekannte frühe Salve Regina Vertonung bei diesem Konzert zum vermutlich ersten Mal nach langer Zeit erklingen wird. Beide Vertonungen sind untrennbar mit Italien verknüpft.
Händel war 22 und ein aufstrebender Star, als er sein Salve Regina im Jahre 1707 unter der Aegide von Kardinal Ottoboni in Rom schrieb.
Idealisiertes Porträt des jungen Georg Friedrich Händel.
Junger, kreativer Kopf mit Durchsetzungsvermögen: Georg Friedrich Händel in Hamburg.© imago images / Leemage
Über die Entstehungsgeschichte von Zelenkas Salve Regina gibt es fast nur Mutmaßungen. Vermutlich ist es in 1719 in Wien entstanden, als Zelenka bei Johann Josef Fux studierte. Ein Italienischer Einfluss auf das Werk ist unverkennbar. Knapp 20 Jahre später verfasste Zelenka ein weiteres Salve Regina, welches er zu großen Teilen aus dem Werk des heutigen Abends zusammenstellte.

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Uckermärkische Musikwochen
Aufzeichnung des Konzertes vom 15. August 2020 in der Dorfkirche Herzfelde
Julius de Modena (1498-1561)
Ricercar 10
Arcangelo Crotti (15??-1606)
Sancta Maria
Adam Jarzębski (1590-1649)
Concerto à 3 "Norimberga"
Giovanni Gabrieli (ca 1554-1612)
Intonazione del Secondo Tono
Alessandro Grandi (1590-1630)
Salve Regina
Biagio Marini (1594-1665)
Sonata à 3 "La Foscarina"
Johann Melchior Gletle (1626-1683)
Ave Maria I
Antonio Bertali (1605-1669)
Sonata à 3 a-moll
Georg Friedrich Händel (1685—1759)
Salve Regina, HWV 241
Jan Dismas Zelenka (1679-1745)
Salve Regina, ZWV 204
Vincenzo Albrici
Mihi autem bonum est

Johanna Winkel, Sopran

Ensemble Bassonore:
Tabea Höfer, Violine
Claudius Kamp, Blockflöte und Dulzian
Arno Schneider, Orgel
Leitung: Adrian Rovatkay, Dulzian und Barockfagott

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