Typisch deutsch? – Rassismus

"Hier gibt es immer noch Rassismus"

Chemnitz: Am 27. August 2018 gestikulieren und drohen Demonstranten aus der rechten Szene Gegendemonstranten Gewalt an. Nach einem Streit war in der Innenstadt von Chemnitz ein Mann erstochen worden.
Chemnitz: Am 27. August 2018 gestikulieren und drohen Demonstranten aus der rechten Szene Gegendemonstranten Gewalt an. Nach einem Streit war in der Innenstadt von Chemnitz ein Mann erstochen worden. © dpa / picture-alliance
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 22.11.2018
Mal laut und gewalttätig, mal leise und subtil – Rassimus hat viele Gesichter. "Wie steht es um den Rassismus in Deutschland?" haben wir Auslandskorrespondenten gefragt.

Tejan Lamboi aus Sierra Leone:

"Ich würde nicht sagen, dass Deutschland ein rassistisches Land ist, aber ich muss leider sagen, dass es hier immer noch Rassismus gibt. Früher war das so, dass viele Leute, die anders aussehen, attackiert wurden. Ich glaube, es ist weniger geworden, aber der alltägliche Rassismus ist nicht besser geworden. Zum Beispiel kommt jemand auf der Straße zu mir und fragt, hast du Gras? Früher hat mir das weh getan. Jetzt frage ich, warum denkst du denn, dass ich Gras verkaufe? Nur weil überall schwarze Leute Gras verkaufen?"

Melissa Eddy aus den USA:

"Rassismus ist in Deutschland ein sehr schwieriges Thema, vor allem für Amerikaner. Dass eine öffentliche deutsche Behörde irgendjemand als südländisch aussehend bezeichnen kann, das ist für mich purer Rassismus, weil man nicht sagt, der Mann hat dunkle Haare und olivfarbene Haut, sondern südländisch aussehend. Das ist für einen Amerikaner unglaublich, dass das immer noch erlaubt ist, weil es eine Pauschalisierung einer ganzen Gruppe von Leuten ist."

Sandra Lumetsberger aus Österreich:

"Ich glaube, dass Rassismus in Deutschland nach wie vor sehr verbreitet ist. Ich war in diversen Städten der so genannten neuen Bundesländer. Es ist schon beängstigend, was dort passiert, wie die Leute den Menschen zujubeln, wenn sie da quasi offen rassistisch sind, gegen andere hetzen. Es sind ältere, es sind junge dabei. Es ist schon schwer nachvollziehbar, wie dort eine Frau, die eigentlich harmlos aussieht und die man so im Supermarkt treffen würde, dann plötzlich mitgrölt. Aber was mir auch auffällt, dass es hier eine sehr starke Zivilgesellschaft gibt. Also, wenn man da an diese Demonstrationen denkt, muss ich persönlich sagen, habe ich sehr beeindruckend gefunden, wie viele Menschen gesagt haben, wir tragen das so nicht mit."
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