Trumps erstaunlicher Siegeszug

"Umfragen können mit dem Rechtspopulismus nicht umgehen"

Diese Sticker zum Stückpreis von 1 US-Dollar fordern "Donald Trump for President"
Diese Parole auf den Stickern könnte bald in Erfüllung gehen: "Donald Trump for President" © dpa / picture alliance / Alexey Filippov
Marcus Pindur im Gespräch mit Nana Brink · 09.11.2016
Donald Trumps Strategie ist bisher perfekt aufgegangen, sagt Deutschlandradio-Korrespondent Marcus Pindur. Er habe weiße Wähler im ländlichen Raum mit seiner Botschaft des Protektionismus und der Fremdenfeindlichkeit für sich gewonnen.
"Das war wirklich sehr spannend heute Abend", berichtet Marcus Pindur aus Washington. "Das Bild hat sich innerhalb von zwei Stunden völlig gedreht. Zunächst sah es so aus, als würde Hillary Clinton in mehreren Staaten deutlich vorne liegen, die sie dann aber hinterher verloren hat. Für Donald Trump war wichtig, dass er den steilen Weg geht, aber das war auch machbar, wie wir jetzt sehen. Da waren vier Staaten, die er ganz genau gewinnen musste, und die hat er auch gewonnen: Florida, Ohio, North Carolina und Iowa. Und dann wäre er schon nach den Berechnungen der Staaten, die sowieso an die Republikaner gehen, bei 250 Wahlmännern. Und dann bräuchte er noch einen Swing State. Wie zum Beispiel Pennsylviana, Wisconsin, Virginia oder Michigan. Virginia ist gerade knapp an Clinton gegangen, aber wie knapp das war, ist allein schon eine Blamage, weil man dort ein klareres Ergebnis erwartet hatte. Unter anderem weil ihr Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine aus Virginia ist."

Was hat in Florida zu Trumps Sieg geführt?

"In Florida war es so, dass tatsächlich doppelt so viele Hispanics, also Latino-Wähler sich zur Wahl registriert haben und zur Wahl gegangen sind wie vor vier Jahren. Das ist eine enorme Menge, das ging in die Hunderttausende. Und da hat man eigentlich erwartet, dass das zugunsten von Hillary Clinton sich auswirken würde. Offensichtlich ist es so, dass die Strategie Trumps aufgegangen sind, im ländlichen Raum für sich zu werben und viele weiße Wähler hinter sich zu bringen, die vorher vielleicht nicht zur Wahl gegangen sind. Was auch einmal mehr zeigt, dass die Umfragen, die vorher völlig daneben lagen, mit dem Phänomen Rechtspopulismus nicht besonders gut umgehen können, weil offensichtlich die Wählerschicht, die von den Umfragen erreicht wird, nur unzureichend abgebildet wird."

Wie konnte Ohio so klar an Trump gehen?

"Donald Trump hat darauf gesetzt, dass er im Mittleren Westen die weiße Arbeiterschaft für sich gewinnen könnte – eben mit seiner Botschaft des Protektionismus und, man muss es auch sagen, mit seiner Botschaft der Fremdenfeindlichkeit. Und in Ohio hat das funktioniert. Ohio ist ein sehr gespaltener Staat. Ohio ist übrigens der Staat, der meistens so gewählt hat wie der Rest des Landes dann hinterher entschieden hat. Das muss man auch dazusagen. Ohne Ohio ist noch kein Republikaner Präsident geworden. Ohio ist in zwei Hälften gespalten, in eine sehr ländliche und in eine sehr industrielle. Normalerweise geht die industrielle Hälfte dann immer eher an die Demokraten und die ländliche eher an die Republikaner. Und dieses Mal hat es Trump geschafft, eben mit dieser Botschaft des Protektionismus offensichtlich auch weiße Arbeiter hinter sich zu bringen. Und das sieht man jetzt auch, es ist ein Problem für Hillary Clinton in Wisconsin und in Michigan. Dort liegt sie auch hinten (…), und wenn sie diese beiden Staaten auch verliert, ist es auch bald vorbei."
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