Trump und Kim in Hanoi

Gipfel unter Erwartungsdruck

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Auf einem großen Plakat vor dem JW Marriott Hotel in Hanoi sind der koreanische Machthaber Kim Jong-Un (l.) und US-Präsident Donald Trump abgebildet.
Auf einem großen Plakat vor einem Hotel in Hanoi sind der koreanische Machthaber Kim Jong Un (l.) und US-Präsident Donald Trump abgebildet. © dpa/ picture alliance / Yonhap
Werner Pfennig im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 27.02.2019
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US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un sind zu ihrem zweiten Gipfel in Hanoi eingetroffen. Konkrete Schritte zur Denuklearisierung und eine Lockerung der US-Sanktionen erwartet Korea-Experte Werner Pfennig.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un reiste fast 70 Stunden im gepanzerten Zug, US-Präsident Donald Trump flog 20 Stunden bis nach Vietnam. Die beiden Staatsmänner treffen in der Hauptstadt Hanoi zum zweiten Mal zusammen. Die Erwartungen an diese Begegnung sind groß.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un traf mit dem Zug in Hanoi ein. Hier steht er vor dem Zug, umringt von Fotografen und Menschen, die Beifall klatschen.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un traf mit dem Zug in Hanoi ein. © imago / UPI Photo
Mit möglichen Kompromissen auf beiden Seiten rechnet der Korea-Experte Werner Pfennig, denn das Treffen sei diesmal viel gründlicher vorbereitet worden als die erste Begegnung in Singapur im Juni 2018. Präsident Trump sei inzwischen von der Maximalforderung abgewichen, dass Nordkorea völlig abrüsten müsse, so Pfennig im Deutschlandfunk Kultur:
"Herr Trump sagt jetzt, er hat es nicht eilig und das deutet auf schrittweise Regelung hin."
Das Ergebnis der Gespräche könne erfreulich ausfallen.

Kompromisse in Sicht

Nordkorea könnte anbieten, den Atomreaktor in Yongbyon stillzulegen oder sogar abbauen zu lassen. "Das wäre ein relativ großes Entgegenkommen", meint Pfennig. Allerdings stelle sich die Frage, wer das bezahle. Von den USA werde dann aber im Gegenzug erwartet, keine weiteren Militärmanöver zusammen mit Südkorea mehr abzuhalten.

Internationale Experten entsenden

Ein weiterer Schritt wäre, dass internationale Experten nach Nordkorea reisen könnten, um Abrüstungsschritte vor Ort zu überprüfen, sagte Pfennig. "Das wäre sicher ein Erfolg, denn wenn Nordkorea diesen Forschungsreaktor quasi stilllegt, dann kann es das ja nicht mehr tun, was es bisher hätte tun können, weiter forschen, weiter Plutonium, Uran, also spaltbares Material herstellen." Das sei ein wirksamer Schritt in Richtung Denuklearisierung.

"Schäbige" US-Sanktionen

Trump könne die von den USA erlassenen Sanktionen gegen Nordkorea in wenigen Tagen lockern. Das sei bei den Vereinten Nationen anders, wo zunächst viele Staaten zustimmen müssten. Pfennig sprach von Sanktionen der USA, die eigentlich "schäbig" seien, denn sie träfen vor allem die Bevölkerung und die Zusammenarbeit mit Südkorea.
Medikamente, Lebensmittel und Babynahrung könnten bei einer Lockerung der US-Sanktionen schnell von Südkorea ins Nachbarland geliert werden. Die Versorgungslage im Land sei für die Bevölkerung derzeit besonders schlimm.
(gem)
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