Trump, Brexit, AfD

Das Erfolgsrezept der Populisten

Der künftige Präsident der USA, Donald Trump.
Donald Trump konnte eine Lücke besetzen - die vernachlässigte soziale Frage. © picture alliance/dpa/Foto: Cristobal Herrera
06.12.2016
Wie ist der Siegeszug des Rechtspopulismus zu erklären? Es wird zu viel über Identität und zu wenig über den Unterschied zwischen oben und unten gesprochen, sagt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Seine Forderung: "Wir brauchen mehr Klassenkampf!"
Vor allem die "Abgehängten" und die "Besorgten" sind es, die den Rechtspopulisten ihren großen Erfolg bescheren, soviel scheint inzwischen klar. Doch wie konnte es sein, dass sich ein superreicher Trump zu ihren Fürsprechern macht? Wieso glauben die Menschen, dass die Populisten ihnen tatsächlich helfen?

Zu wenig Debatte über die soziale Frage

Viele glauben inzwischen: Der öffentliche Diskurs kreist zu stark um die Rechte einzelner Gruppen - Minderheiten, Frauen, Homosexuelle - und zu wenig um soziale Gerechtigkeit. Auch Claus Leggewie, Politikwissenschaftler und Direktor des kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, ist dieser Auffassung.
Die Anliegen von benachteiligten Einzelgruppen seien zu stark ins Zentrum gerückt worden, sagt Leggewie. Dabei sei ein anderer Aspekt viel wichtiger: Trump, Marine Le Pen, die Befürworter des Brexit, Hofer und Strache in Österreich und die AfD bei uns tun machten sich einen fehladressierten Klassenkampf zu Nutze und erklärten Fremde dabei als Schuldige.

Trumps und Co. nutzen das Vakuum

Leggewie: "Das ist ja genau der Trick, den Trump macht: Ein Milliardär stellt sich an die Spitze einer angeblich oder tatsächlich entrechteten Arbeiterschicht und sagt 'Ich rette euch indem ich auf den Minderheiten in den Minderheiten in den Vereinigten Staaten herumhacke'." Genau dies müsse man entlarven.
Falsch wäre es allerdings jetzt innerhalb des linken und liberalen Milieus eine Debatte anzufangen, "wer bei uns eigentlich die größte Schuld an Trump oder Brexit hatte", so der Politologe. Stattdessen brauche es einen radikalen Themenwechsel: "Da wird man Klassenfragen, sozialstrukturelle Fragen, Verteilungsfragen wieder stärker akzentuieren müsssen als kulturelle Fragen." Das Fazit des Politologen: "Ein bisschen mehr Klassenkampf wäre jetzt gut."
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