Trockenübungen

Eishockeytraining ohne Eis

05:05 Minuten
Eishockey-Spieler beim Trockentraining
Eishockey-Spieler beim Trockentraining © imago/GEPA pictures
Von Heinz Schindler · 25.08.2019
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Eis ist vor allem im Sommer beliebt, nur nicht in Deutschlands Eishockey-Hallen. Die machen nämlich Sommerpause, um Strom zu sparen, wird das Eis abgetaut. Also müssen Spieler und Trainer auf dem Trockenen üben.
Keine Aussicht auf Abkühlung. Weder draußen auf dem weitläufigen Parkplatz vor der Eissporthalle Nordhorn, dessen Asphalt die Wärme reflektiert. Noch in der Halle selbst, wo die Temperatur an der Bande weit entfernt ist von den gewohnten minus acht Grad.
Wo in wenigen Wochen wieder Eis sein wird, ist jetzt nur der Beton mit den Linien des Spielfeldes. Unter dem hohen Dach hallen die Stimmen der Spieler, die gerade die Stufen der Stehplatztribüne beidfüßig hochspringen. Im so genannten Trockentraining soll sich die Mannschaft Grundlagen erarbeiten, erklärt Maik Keuters, der U20- Trainer des EC Nordhorn.
"Dahingehend konkret, dass wir die Spieler nach einem Monat Ruhe wieder in die Kondition bringen wollen. Dass die dann am Anfang der Saison schon eine gewisse Grundkondition haben. Möglicherweise schon 90, 95 Prozent. Dass wir das im Eis oder auf dem Eis gar nicht mehr machen müssen zu Anfang. Damit wir die Zeit nutzen können für Taktik, Technik, dass da dann das Augenmerk drauf gelegt wird."

Konditionstraining im Sommer

Eis gibt es erst in den letzten Wochen vor Saisonbeginn. Das ist fast in jeder Eishalle so, und natürlich ist es eine Kostenfrage. Denn zwischen Saisonende und Saisonanfang liegen etwa fünf Monate ohne Einnahmen. Auf dem Betonboden, den gewöhnlicherweise das Eis bedeckt, wird gesprintet. Mit Medizinbällen unter den Armen. Krafttraining, erklärt der Spielertrainer des EC Nordhorn, Ludwig Synowiec.
"Ganz wichtig ist zum Beispiel das Hürdenspringen für die Sprungkraft. Dann stellt man sich die auf eine Höhe ein, fünf hintereinander weg. Jeder, einer nach dem anderen. Stellt sich wieder an und macht's wieder von vorne. Oder halt zum Beispiel auch Langhantelübungen so wie das Kreuzheben, das Umsetzen und das Reißen. Es ist halt alles sehr athletisch. Man braucht halt kräftige Beine, das ist das A und O. Weil, ohne kräftige Beine bist Du auf dem Eis nicht schnell, nicht spritzig. Das heißt, man macht Kniebeugen mit Gewichten, einbeinige Kniebeugen ohne Gewichte und solche Sachen."
Schon im Juni begann jeder Spieler mit individuellem Training und konnte bei den ganz hohen Temperaturen selbst entscheiden, ob er sich den 35 Grad aussetzte oder seine Einheiten in die Abendstunden verlegte.
"Ich war in den letzten sechs Jahren in der Oberliga professioneller Eishockeyspieler. Manche Teams haben einen Athletiktrainer, der ist dann aber auch erst einen Monat vor dem Eis da. Das heißt, wenn einen Monat Pause ist, hat man quasi noch zwei Monate selber zur Verfügung, wo man sich selber auf die Saison vorbereiten muss. Das wird quasi alles in Eigenregie gemacht. Im Endeffekt ist der Körper Arbeitsmaterial. Man bringt halt die Leistung damit auf dem Eis und wenn man halt gut vorbereitet ist, spielt man tendenziell auch besser."

Inline-Hockey als Trainingsersatz

Beim viertklassigen Regionalligisten soll es sportlich wieder aufwärts gehen. Ende der Neunziger Jahre spielte einer der Vorgängervereine in der zweiten Liga. Eishockey hat in der Stadt im Südwesten Niedersachsens Tradition. Der EC Nordhorn ist entsprechend fest verankert und arbeitet beim Sommer- oder Trockentraining mit anderen Vereinen zusammen, berichtet Trainer Maik Keuters.
"Wir sind auch im Sommer hier schon in Sporthallen in Nordhorn gewesen. Mittlerweile haben wir Kontakte zu einem portugiesischen Fußballverein. Den Platz können wir nutzen. Oder halt eben einmal die Woche Inline-Hockey. Das heißt, die Spieler haben ihre normale Ausrüstung an und dann geht’s aber richtig zur Sache, weil man mit Inlinern halt eben nicht ordentlich bremsen kann. Man kann bremsen am Gegner oder halt eben an der Bande. Dementsprechend macht das natürlich Riesenspaß und bringt noch nebenbei Kondition für die Beine."
Als Nachwuchskoordinator achtet er darauf, dass bis hinunter zu den Kleinen das selbe System auf dem Eis gespielt wird. Knapp 100 von insgesamt 180 Mitgliedern spielen in den Jugendmannschaften. Beim Sommertraining hingegen gibt es dem Alter entsprechend gewaltige Unterschiede, betont der sportliche Leiter, Ludwig Synowiec.
"Im Nachwuchs, da macht man nicht unbedingt Krafttraining. Beim Nachwuchs, da läuft das eher in der Sache ein bisschen koordinativ ab. Dass man auf verschiedene Sachen reagieren kann, Gleichgewicht und Balance und so. Was halt jetzt mittlerweile der Generation geschuldet ist, ein bisschen alles immer weniger gefordert wird von den Kindern im Alltag. Das muss man denn halt dann im Sommer im Verein den Kindern quasi beibringen."
Zumindest denen, die schon vorher dabei gewesen sind. Neulinge kommen nämlich in der Regel erst dann, wenn bereits wieder gespielt wird. Es ist die Crux des Eishockeys, dass es ohne Eis nicht wahrgenommen wird.
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