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Die ideologisierte Debatte

Seien wir ehrlich: Die Debatte um das Urheberrecht ist stark ideologisiert. Während die einen eine grundsätzliche Reform desselben fordern, behaupten andere - vor allem die Vertreter großer Medienkonzerne - dass es ohne Urheberrecht (und dessen Durchsetzung) keine Kreativität geben würde.
Seien wir ehrlich: Die Debatte um das Urheberrecht ist stark ideologisiert. Während die einen eine grundsätzliche Reform desselben fordern, behaupten andere - vor allem die Vertreter großer Medienkonzerne - dass es ohne Urheberrecht (und dessen Durchsetzung) keine Kreativität geben würde. Und dass durch Piraterie unter anderem allein in Europa bis 2015 1,2 Millionen Arbeitsplätze in der Musikindustrie verloren gehen und weiterhin massive Umsatzeinbrüche entstehen würden. Doch auf welcher Datenbasis entstehen eigentlich solche Szenarien? Ist alles Spekulation? Wie ist der Stand der Forschung tatsächlich?
Matthias Finger hat für uns auf dem «Zukunftsforum Urheberrecht« des Bundesjustizministeriums nach Antworten gesucht.
Geht es eigentlich wirklich bergab mit der Unterhaltungsindustrie, wie zumindest von den Majors suggeriert wird? Nein, sagt Mike Masnick, Redakteur des Blogs Techdirt, im Gespräch mit unserem Kollegen Henrik Moltke. Masnick hat alle verfügbaren Zahlen zusammen getragen und festgestellt: Der Kreativwirtschaft geht es gar nicht so schlecht, wie ihr lautes Wehklagen vermuten lässt. Die Haushalte geben mehr für Unterhaltung aus als jemals zuvor. Das ungekürzte Interview auf Englisch gibt es hier zu hören.
Außerdem haben wir mit Christian Handke darüber gesprochen, ob in der Urheberrechtsdebatte nicht grundsätzlich mit zu viel Meinung und zu wenig Wissen hantiert wird. Handke forscht an der Erasmus-Universität Rotterdam unter anderem zum Thema Copyright und stellte fest: Urheberrecht und Kreativität stehen in keinem direkten Zusammenhang.

Foto: cc by-nc-nc flickr/Alyson_H