"Top Gun: Maverick" mit Tom Cruise

Ein Hohelied auf den Kampfgeist

05:59 Minuten
Ein Mann fliegt in einem Kampfjet kopfüber.
Tom Cruise kehrt in „Top Gun: Maverick“ als Captain Mitchell kopfüber zurück. © picture alliance / Associated Press / Paramount Pictures
Patrick Wellinski im Gespräch mit Gesa Ufer · 19.05.2022
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Beim Filmfestival in Cannes feierte „Top Gun: Maverick“ Europapremiere. Auch die Fortsetzung des Klassikers von 1986 beschwört Kampfgeist und Kameradschaft der US-Navy. Ein Blockbuster mit vielen Stunts und Special Effects. Mehr aber auch nicht.
Riesengroße Kampfjethelme stehen an der der Croisette in Cannes. Acht Fighter Jets der französischen Armee fliegen über die Stadt. Außerdem wird ein großes Feuerwerk abgeschossen.
Zur Europapremiere von "Top Gun: Maverick" beim Filmfestival in Cannes wurde ziemlich schweres Geschütz aufgefahren. Bei einer solchen Promotion mag der Eindruck aufkommen, die gesamte Filmwelt habe die letzten Jahrzehnte einer Fortsetzung von „Top Gun“ entgegengefiebert.
Zumal Tom Cruise anlässlich der Filmpremiere auch noch mit einer Ehrenpalme ausgezeichnet wurde. Tatsächlich ist "Top Gun: Maverick" keinesfalls der Film des Jahrzehnts, noch nicht einmal des Jahres, sondern schlicht und einfach ein unterhaltsames Stück Blockbuster-Kino.
Zugegeben: „Top Gun: Sie fürchten weder Tod und Teufel“ von 1986 ist mittlerweile zu einem Klassiker des amerikanischen Militärfilms geworden. Der Film von Tony Scott machte Tom Cruise zum großen Star des amerikanischen Blockbusters und präsentierte mit echten – von der Navy erstmals genehmigten – Raketenabschüssen Actionszenen, die das Genre neu definierten. Damals löste der Film einen regelrechten Ansturm auf den Beruf des Navy-Kampfpiloten aus.

Mit Unterstützung des Pentagons

Auch der aktuelle „Top Gun“-Film ist ein Hohelied auf den Kampfgeist, die Cleverness und die Kameradschaft in der US-Navy geworden, die – so zumindest der Eindruck – jede schwere Mission schaffen kann. Diesmal geht es um ein Atomlager, das zerstört werden soll. Das kann nur mit einem sehr riskanten Flugmanöver gelingen. Captain Mitchell (Tom Cruise) muss ein junges Team von Kadetten für diesen Einsatz schulen.
Auch diesmal hat das Pentagon dem Filmteam umfangreichen Zugang zu seinen Einrichtungen gewährt: Sie durften Flugzeuge fliegen, Kameras auf und in den FE 18-Super Hornets und Navy-Hubschraubern platzieren. Kein Wunder, dass der Film ein Hohelied auf das US-amerikanische Militär singt: Jeder Zuschauer und jede Zuschauerin kann sich da nur wünschen, das scheinbar unbesiegbare US-amerikanische Militär auf seiner Seite zu haben.

Ein in die Jahre gekommener Action-Held

Wer der Gegner ist oder was das US-Militär bekämpft, bleibt in dem Film dagegen bewusst unbestimmt. Ist es Nordkorea, China, Iran oder gar Kanada, das das bedrohliche Atomlager aufbaut? All das wird nie erwähnt. Die feindlichen Piloten haben schlichte schwarze Helme an. Politisch Anspielungen werden so vermieden.
Stattdessen geht es um athletische, technische Parcoursflüge und Stunts, die auch diesmal das Actiongenre neu definieren. Tom Cruise selbst ist als Actionheld ein wenig in die Jahre gekommen, hat aber nichts von seiner Energie eingebüßt.
Ironische Anspielungen auf sein Alter, wie beispielsweise Clint Eastwood sie gemacht hat, kann der Zuschauer von Tom Cruise allerdings nicht erwarten. Er nimmt alles bierernst, macht seine Stunts selbst – und zugegebenermaßen gut.

Es zählen allein die Stunts und Special Effects

Eine der großen Legenden des Originalfilms von 1986 ist sein angeblich subtiler homoerotischer Subtext. Quentin Tarantino ist bis heute Vertreter der These, dass „Top Gun“ im Grunde eine schwule Liebesgeschichte erzählt. Wer diesbezüglich auf eine Fortsetzung hofft, wird vom Film allerdings enttäuscht sein.
Stattdessen setzt der Film auf eine Vater-Sohn-Geschichte, wo sich Doppeldeutigkeiten verbieten. Zwar gibt es eine Szene am Strand, in der alle mit sonnencremeverschmierten Oberkörpern Rugby spielen. Aber auch das fällt eher unter die Kategorie: Teambuilding.
In "Top Gun: Maverick" zählen allein die Stunts und Special Effects. Sie machen den Film zu einem angenehmen Blockbuster – mehr aber auch nicht.

(lkn)

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