Eröffnung der Filmfestspiele Cannes

Überraschungsgast aus der Ukraine

07:23 Minuten
Der ukrainische Präsident Selenskyj wird 2022 per Video zur Eröffnung der Filmfestspiele Cannes zugeschaltet.
Der ukrainische Präsident Selenskyj bezog sich in seiner Rede bei der Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes mehrmals auf Charlie Chaplins "Der große Diktator". © imago-images / Future Image / Dave Bedrosian
Anke Leweke im Gespräch mit Marietta Schwarz · 17.05.2022
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Das Filmfestival in Cannes zeigt zu seinem 75. Jubiläum aktuellen Zeitbezug: Der ukrainische Präsident Selenskyi wurde zugeschaltet und der von russischen Behörden jahrelang drangsalierte Regisseur Serebrennikow wird zum ersten Mal anwesend sein.
Als bei der Eröffnung der Filmfestspiele in Cannes zur kompletten Überraschung der anwesenden Filmprominenz der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Videoleinwand erschien, sei ein großes Raunen der Verblüffung durch den Saal gegangen, sagt Filmkritikerin Anke Leweke.

Die Kraft des Kinos gegen Unterdrückung

Selenskyj wurde live ins Französische übersetzt. Er sprach von der wiederholten Vereinnahmung des Kinos durch Diktaturen, aber auch von der Widerständigkeit von Filmbildern gegen Unterdrückung und bezog sich dabei mehrfach auf Charlie Chaplins Film "Der große Diktator."
Er habe auch von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine gesprochen, von Deportationen und von der Belagerung von Mariupol, sagt Leweke. Die Rede habe zunächst großes Schweigen und Betroffenheit im Saal ausgelöst.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte auch Auswirkungen auf den Eröffnungsfilm. Ursprünglich sollte die Zombie-Komödie den Titel "Z" haben. Weil dieser Buchstabe als Zeichen der Unterstützung der russischen Invasion gilt, gab es Beschwerden aus der Ukraine. Nun heißt der Film "Coupez!".

Russischer Film im Wettbewerb

Zu Beginn des Angriffskriegs habe Cannes mitgeteilt, dass man keine offizielle Delegation aus Russland einladen und nicht mit staatlichen Institutionen korrespondieren werde, sagt Leweke. "Aber sie wollen russischen Filmschaffenden eine Plattform bieten, wenn sie sich kritisch mit ihrer Heimat auseinandersetzen. Auch deswegen ist der erklärte Regimekritiker Kirill Serebrennikov zum dritten Mal in Cannes im Wettbewerb vertreten."
Weil Serebrennikow mittlerweile aus Russland ausreisen durfte, wird er diesmal in Cannes auch persönlich anwesend sein und seinen Film "Tschaikowskis Frau" vorstellen.
Der Wettbewerb verspreche insgesamt ein sehr politischer zu werden, sagt Leweke. Das liege an den Themen der Filme, die sich oft mit Rassismus beschäftigten, darunter die Brüder Dardennes mit "Tori and Lokita" und Christian Mungiu mit "RMN".
(rja)

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