Tom Neuwirth alias "Wurst" auf Tournee

Ohne Conchita und Abendkleid

07:23 Minuten
Thomas Neuwirth bei einem Konzert auf der Bühne. Kurze Haare, Bart, durchsichtiges Oberteil.
Tom Neuwirth hat das Conchita weggelassen und tritt nun als Wurst auf. © imago images / Eastnews
Jenni Zylka im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 06.02.2020
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2014 hat Tom Neuwirth alias Conchita Wurst in Vollbart und Abendkleid den ESC gewonnen und ist seitdem weiterhin musikalisch aktiv. Zum Auftakt der Deutschlandtournee war „Wurst“ in Berlin zu Gast. Und nimmt auch Stellung zum Imagewandel.
Tom Neuwirth, der Sänger hinter der Kunstfigur Conchita Wurst, legte im letzten Jahr nicht nur seine lange Mähne ab, sondern auch den Vornamen. Mit dem Künstlernamen "Wurst" tourt der queere Künstler aus Österreich nun mit dem neuen Album "Truth over Magnitude" durch Europa.

Stimmliche Schwächen

Jenni Zylka hat das Auftaktkonzert zur Deutschlandtournee in Berlin besucht. Wie klingt Wurst heute? "Gar nicht so anders", findet Zylka. "Das Drama, der große Gestus und das Pathos in der Musik ist schon der Gleiche". Die Musik sei der übliche Gay Dance Sound mit allen möglichen Raffinessen und vorproduzierten Sounds – mehr Eletro als Ballade also.
Neuwirths Stimme sei leiser gewesen als erwartet und habe Probleme gehabt, gegen die opulente Produktion anzusingen, kommentiert Zylka. "Er ist nicht der allerbeste Sänger und Tänzer. Er wackelt halt ein bisschen. Aber es ist grundsolide. Er ist halt ein ganz normaler schwuler Mann, der eben jetzt mit kurzen Haaren und nicht im Abendkleid sondern einer Lederweste mit einem süßen Nichts darunter auftritt."

Imagewechsel

Conchita Wurst in Abendkleid und langen Haaren war ein Alleinstellungsmerkmal des österreichischen Sängers. 2019 entschied sich Neuwirth dann aber für einen Imagewechsel, den er im Berliner Konzert so kommentiert: "Manche vermissen das Abendkleid und die langen Haare. I get it! Ich lieb das noch immer. Aber ich freu mich, dass ihr den Weg mit mir gegangen seid."
Auch wenn Abendkleid und Co. auch ein Teil von ihm seien, habe er sich doch für einen Wandel entschieden. Die Kunstfigur Conchita Wurst sei für ihn eine "Sie" gewesen. Mit "Wurst" sei nun er – Tom Neuwirth – persönlich gemeint.
Zylka meint: "In Sachen Toleranz und queere Selbstermächtigung bleibt er genauso politisch wie früher." So lang das noch homophobe Reaktionen provoziere, so lang müsse man es den Leuten auch immer noch vorsetzen.
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