Tobias Esch: "Der Selbstheilungscode"

"Gesundheit ist ein Prozess"

Eine Frau läuft in Berlin an einer von der Sonne angestrahlten Hecke vorbei.
Der Arzt Tobias Esch setzt auf bewährte Rezepte und empfiehlt unter anderem viel Bewegung und weniger Stress © picture-alliance / dpa / Paul Zinken
Von Volkart Wildermuth  · 19.07.2017
"Der Selbstheilungscode" ist kein Wohlfühlbuch. Selbstheilung verlangt Anstrengung und Erfolge sind nicht garantiert. Der Arzt Tobias Esch ermuntert seine Leser, einen eigenen Weg zu einem gesünderen Lebensstil zu suchen, ohne sich zu überfordern. Einfache Rezepte bietet er aber nicht an.
An Wellnessbüchern und Gesundheitsratgebern besteht wahrlich kein Mangel. In seinem Buch "Der Selbstheilungscode: Die Neurobiologie von Gesundheit und Zufriedenheit" verspricht der Arzt und Hirnforscher Tobias Esch, die sanfte Botschaft mit harten Fakten zu unterfüttern. Allerdings gilt es erst einmal eine Hürde zu überwinden: Esch zählt Begriffe auf wie Dankbarkeit und Präsenz, Dopamin oder limbisches System, um dann vertraulich zu fragen: "Was hat diese Aufzählung in Ihnen ausgelöst, bei welchen Wörtern haben Sie etwas in sich gespürt?"

Verbindung von Körper und Geist

Das dürfte viele abschrecken, aber erfreulicherweise schlägt das Buch dann eine andere Richtung ein. Erst einmal wird ganz naturwissenschaftlich erklärt, was Stress auf der Ebene der Hormone und Nervenzellen ausmacht und wieso das in der modernen Welt viele Krankheiten begünstigt. Im nächsten Schritt belegt Esch dann die enge Verbindung von Körper und Geist und wie sie sich in Konzepten wie der Salutogenese oder der Ming-Body-Medizin praktisch nutzen lässt. Wer sich hier von der Biochemie und Neurobiologie leicht überfordert fühlt, sollte sich nicht abschrecken lassen. Für die praktischen Vorschläge sind die harten Fakten eher Beiwerk.

Bewährte Rezepte

Die zentrale These von Tobias Esch lautet: Gesundheit ist kein fester Zustand, Gesundheit ist ein Prozess. Das "Maschinendenken" der klassischen Medizin greife deshalb zu kurz. Dabei betont er auch den Wert der etablierten Therapien für akute Probleme wie Herzinfarkt, Lungenentzündung oder Knochenbruch. Langfristig komme es aber darauf an, jeden Tag gesundheitsbewusst zu leben, um den unvermeidlichen Problemen besser begegnen zu können. Dabei setzt Esch auf altbekannte Rezepte: viel Bewegung, eine vernünftige Ernährung, gezielte Reduktion von Stress und eine achtsame Haltung gegen über dem eigenen Körper und dem eigenen Geist. Dafür gibt es in dem Buch keine Checkliste und keine klaren Rezepte. Das dürfte viele enttäuschen.

Sinnvolle Veränderungen

Als guter Arzt weiß Tobias Esch aber: Jeder Mensch ist anders. Deshalb taugen allgemein Ratschläge wenig. Trotzdem hofft Esch bei seinen Lesern etwas zu bewegen. Das gelingt ihm auch und vor allem dank seines vertraulichen Tons. Der Autor wirkt wie ein persönlicher Coach, fast nebenbei nimmt er den Leser an der Hand und ermuntert sie oder ihn, sich das eigene Leben anzusehen und zu überlegen, wo Veränderungen sinnvoll sind. Statt auf große Pläne setzt er auf kleine Schritte, die dann aber konsequent umgesetzt werden sollten. Nur so können sie Teil des Alltags werden. "Die neue Verhaltensweise muss Freude machen!", schreibt Esch.

Erfolg nicht garantiert

Dabei ist "Der Selbstheilungscode" ganz sicher kein Wohlfühlbuch. Selbstheilung verlangt Anstrengung, und Erfolge sind nicht garantiert. Ernüchternd aber auch befreiend, denn Tobias Eschmacht betont: Krankheit ist kein Versagen. Unterm Strich bietet sein Buch einen wirksamen Anstoß, einen eigenen Weg zu einem gesünderen Lebensstil zu suchen ohne sich dabei zu überfordern. "Leben Sie bewusst, aber lassen Sie sich nicht verrückt machen".

Tobias Esch: Der Selbstheilungscode: Die Neurobiologie von Gesundheit und Zufriedenheit
Beltz Verlag; Weinheim Basel
337 Seiten; 19,95 Euro


Hinweis:
Der Autor Tobias Esch wird am kommenden Samstag, den 22.7. von 9.05 Uhr bis 11 Uhr zu Gast bei "Im Gespräch" sein.
Unser Thema: "Der "innere Arzt" – Wie können wir unsere Selbstheilungskräfte stärken?"
Tobias Esch im Gespräch mit Klaus Pokatzky.
Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail gespraech@deutschlandfunkkultur.de sowie auf Facebook und Twitter!
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