Tito, Tizian und das Meer

Von Maike Albath · 31.05.2009
Das Neue kommt oft aus den abseitigen Gegenden eines Landes. Die kroatische Insel Hvar, an der dalmatinischen Küste gelegen und über Jahrhunderte Teil der Republik Venedig, ist einer der Ursprungsorte der südslawischen Literatur. In dem Städtchen Starigrad auf Hvar lebte zwischen 1487 und 1572 der Dichter Petar Hektorović, ein gebildeter Humanist, großer Lateiner und Verfasser einer berühmten Versepistel über den Fischfang in der Volkssprache.
Was ist geblieben von den kulturellen Visionen eines Humanisten der Renaissance, der jenseits von Nationalismus und Sprachenfragen begann, von der Wirklichkeit zu erzählen? Im Sommer 2008 wurde die mehrfach preisgekrönte satirische Wochenzeitschrift "Feral Tribune" aus Split eingestellt, weil es immer wieder zu Anklagen wegen Verleumdung kam, Werbeeinnahmen fehlten und eine hohe Pornografie-Steuer erhoben wurde.

Die Redakteure machen trotzdem weiter: Boris Dežulović und Predrac Luzić, Mitbegründer des Blattes, zählen zu den bekanntesten Satirikern der Region und sorgen auf dem Literaturfestival "Faro Pis", das jedes Jahr im August auf Hvar stattfindet, für überfüllte Veranstaltungen. Inmitten eines kulturfeindlichen Klimas bemühen sich die Organisatoren des Starigrader Festivals um eine Gegenbewegung. Von der Dramatikerin und Prosaautorin Ivana Sajko, Vertreterin der jungen Szene, bis zu dem Lyriker Tonko Mareović mit seinen mehrsprachigen Gedichten zeigt die kroatische Literatur, was sie sein kann: ein Hort der Freiheit und der Utopie.

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