"Tiger King" auf Netflix

Hype um eine Wildtier-Doku aus den USA

11:51 Minuten
Filmstill aus der Doku "Tiger King", die bei Netflix läuft. Der Hauptdarsteller, Country- und Westernsänger Joe Exotic, mit seinem Tiger.
Filmstill aus der Doku "Tiger King", die bei Netflix läuft. Der Hauptdarsteller, Country- und Westernsänger Joe Exotic, mit seinem Tiger. © Netflix
Von Anna Wollner · 02.04.2020
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Er trägt ein Outfit wie im Zirkus, ist ständig bewaffnet und hat die Tigerzucht zu seinem Business gemacht: Der Protagonist der Netflix-Dokuserie "Tiger King" steht für eine abgründige Welt im Mittleren Westen der USA. Die Serie ist ein Riesenerfolg.
Laut der Zeitschrift Variety ist "Tiger King" die momentan am meisten gestreamte Serie in den USA. Die Netflix-Produktion ist kein teures Hochglanzstück, sondern eine siebenteilige Dokuserie über eine - für uns absurde - Parallewelt. Sie zeigt einen Tigerzoobesitzer in Oklahoma.

Und darum geht es:

Joe Exotic ist der "Tiger King".und Protagonist der Serie. Der Wildtierzüchter hält über 200 Wildkatzen auf seinem Gelände und hat ein exzentrisches Auftreten: blondierte Redneck-Frisur, Piercings und Tattoos am ganzen Körper. Er ist schwul und hält sich zwei Ehemänner, die er mit Drogen gefügig macht, er ist Waffennarr und wird im Laufe der Serie fürs amerikanische Präsidentenamt kandidieren.

Auch wenn Joe Exotic und sein Team im Mittelpunkt stehen, taucht die Doku in eine verblüffend große amerikanische Subszene ein. Sie zeigt Menschen, die Kapital daraus schlagen, mit wilden Tieren zu handeln.

Illegale Wildtierzucht

Es geht um unartgerechte Tierhaltung, Drogen, Waffenbesitz, um das Überleben des Zoos, Fehden mit anderen Tigerbesitzern, einen Auftragsmord. Außerdem um den Verdacht, Joe Exotics größte Konkurrentin und Kritikerin, Caroline Baskin, habe einen ihrer Ehemänner durch den Fleischwolf gedreht und an ihre Tiger verfüttert. Immer dabei: schlechte - nein: sehr schlechte - Countrymusik.

Auch wenn die Erzählweise sehr chaotisch ist - "Tiger King" ist so verrückt, dass die Serie nicht anders als wahr sein kann. So viele "What the Fuck"-Momente, so viel Twist, Enthüllungen und Co. kann sich niemand ausdenken.

Exotic selbst sitzt seit Januar übrigens im Knast. Verurteilt zu 22 Jahren, weil er mehrfach jemanden anheuerte, um die Konkurrentin Caroline Baskin umzubringen.
"Make America Exotic again", so lautet ein Slogan des Protagonisten der Serie, Joe Exotic. Der Biologe und Philosoph Cord Riechelmann sieht hier eine Parallele zur Kampagne des amtierenden US-Präsidenten Trump mit dem Wahlkampf-Motto "Make Amerika Great again".

Der Protagonist renne ständig mit einem Gewehr herum, sei geprägt von Größenwahnsinn, Egozentrik und Selbstüberschätzung. Durch diese Serie habe er eine Welt kennen gelernt, die "nicht unwichtig" sei, sagt Riechelmann in unserem Programm. "Wenn das tatsächlich die Wähler von Trump sind, dann sollte man schon anfangen, da mal hinzugucken", meint er.
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