Naturfilmer Jan Haft

Expeditionen durch die heimische Blumenwiese

34:15 Minuten
Dreh für den Film Die Wiese von Jan Haft.
Der Dokumentarfilmer Jan Haft bei der Arbeit auf der Wiese © nautilusfilm/ Philipp Herrmann
Moderation: Katrin Heise · 13.06.2019
Audio herunterladen
Den ersten Film drehte er mit zwölf, über seine Schlangen. Heute ist Jan Haft ein international prämierter Naturfilmer. Mit der neuen Kino-Dokumentation “Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ will er auf einen bedrohten Lebensraum aufmerksam machen.
Um zu seiner Lieblingswiese zu gelangen, muss Jan Haft nur einen Schritt machen, denn die liegt "direkt vor der Haustür". Hier wachsen "Margeriten, Flockenblumen und Ehrenpreis". Und diese Wiese ist auch ein Erlebnis für Ohren und Nase. "Es ist nicht nur bunt und vielfältig, ich höre auch ganz viele verschiedene Stimmen. Und es riecht ganz vielfältig nach unterschiedlichen Parfüms. Die ganzen Blumen haben ja unterschiedliche Gerüche, um auf sich aufmerksam zu machen."
Früher waren Naturfilme über entfernte Regionen und exotische Länder der Renner. Das sehen die Zuschauer natürlich auch heute noch gern, sagt Jan Haft. Aber, "um einen Tierfilm zu machen, muss man nicht immer ins klassische Afrika reisen. Mich persönlich interessiert die heimische Natur am meisten. Und wir haben festgestellt: Wenn man mit viel Liebe und viel Zeit Filme in heimischen Gefilden macht, dann hat man genauso gute oder vielleicht sogar bessere Einschaltquoten, als wenn man das in fernen Gebieten macht."

Die clevere Schmetterlingsraupe

Spannende Geschichten findet Naturfilmer und Autor Jan Haft auch hierzulande. Wie die von einer Schmetterlingsraupe und einer Knotenameise. "Die Raupe hat ihr eigenes Parfüm und gaukelt der Ameise vor, sie sei eine Ameisenlarve." Kurzum: Die Schmetterlingsraupe landet im Ameisenbau, ernährt sich von der Ameisenbrut und schlüpft ein Jahr darauf als Schmetterling. Was nach einem wahren Naturkrimi klingt, ist für Jan Haft "ein Stückchen sehr komplexe Naturgeschichte". Nur findet man diese immer seltener, weil sich die Bewirtschaftung der Wiesen ändert, so der Naturfilmer.

Löwenzahn als Symbol für den Niedergang der Artenvielfalt

"Wiese ist ein tolles Thema weil es zeigt, wie gut Mensch und Natur harmonieren können." Diese Harmonie wird aber immer weiter gestört, findet Haft. Denn die Landwirte stehen unter enormen Druck, "müssen das Maximum aus ihren Wiesen herausholen, sonst können sie nicht überleben". Durch den Dünger werden die Wiesen bis zu sieben Mal im Jahr gemäht.
"Mit diesem Schnittrhythmus hält fast kein Tier und fast keine Pflanze mehr mit." Eine Ausnahme bildet da der Löwenzahn. Aber, das perfekte Bild einer Löwenzahnwiese ist für Haft trügerisch. "Er ist auch ein Symbol für den Niedergang der Artenvielfalt auf den Wiesen." Das belegen auch Zahlen vom Bundesamt für Naturschutz, erklärt Jan Haft. Demnach sind 98 Prozent des artenreichen Grünlands nicht mehr existent. "Damit ist die Blumenwiese der am stärksten gefährdete Lebensraum Deutschlands."

Geduld muss man haben

Und doch hat Jan Haft ein wenig Hoffnung. Weil das Thema Naturschutz auch durch die Bewegung "Fridays for Future" derzeit Konjunktur hat. Er ist froh, dass Kinder und Jugendliche dafür auf die Straße gehen, sich engagieren. Auch Jan Haft hat schon als Zwölfjähriger seinen ersten Tierfilm gedreht, war Mitglied in verschiedenen Naturschutzverbänden. Dadurch kam auch er mit Naturfilmern in Kontakt und stellte fest, auch die "kochen nur mit Wasser".
Also schickte er eigene Ideen für Tierfilme an die Redaktionen und hatte bald Erfolg. Heute liegt Jan Haft mitunter stundenlang auf der Lauer, wartet auf das perfekte Bild. Wie etwa beim Dreh von Wölfen in Finnland. Tagelang saß Haft in einem Tarnzelt, bekam aber kein einziges Tier vor die Kamera. Dabei, so sagt Haft über sich, ist er ein hektischer Mensch. "Aber im Tarnzelt wird man zwangsfokussiert. Weil man weiß, ich kann jetzt nichts anderes machen." Dagegen zwei Stunden auf einen Bus warten, das könnte er nicht ertragen.
Und natürlich hat Jan Haft bereits ein neues Projekt. Gerade dreht der 52-Jährige einen Film über wildlebende Honigbienen.
(tif/ful)
Mehr zum Thema