Max Bentow: Das Hexenmädchen
Ein Fall für Nils Trojan 4
Page & Turner Verlag, München 2014
384 Seiten, 14,99 Euro
Gegen Abgründe kämpfen
Eigentlich ist Max Bentow Schauspieler und Dramatiker. Doch das Theater erzähle keine Geschichten mehr, sagt er und erfindet den Berliner Kommissar Nils Trojan, der abgründige Morde aufklären muss. "Hexenmädchen" heißt der vorerst letzter Fall, der gerade erschienen ist.
"Hallo, ich hätte gern ein stilles Wasser."
Ein Café im Berliner Bezirk Kreuzberg. Friedlich ist es hier, durch die Bäume rauscht der Wind, nur wenige Meter entfernt fließt der Landwehrkanal. Hier trifft man Max Bentow, in dessen Romanen es alles andere als friedlich zugeht: Da wird gemordet und gemetzelt, da werden die Opfer in Bauschaum erstickt oder im Ofen geröstet. Bentow scheint von solchen Abgründen fasziniert zu sein.
"Mir macht es eigentlich Spaß, gegen diese Abgründe anzukämpfen. Also sie sind erst mal da, klar, das muss man zulassen, da muss man sich wirklich auch in einen Psychopathen hineinversetzen, ich versuche da auch, sehr genau zu recherchieren, also beim 'Hexenmädchen', habe ich mich sehr intensiv halt mit dem Thema sexueller Missbrauch an Kindern beschäftigt, da kann ich wirklich nicht von Spaß reden."
Ein Café im Berliner Bezirk Kreuzberg. Friedlich ist es hier, durch die Bäume rauscht der Wind, nur wenige Meter entfernt fließt der Landwehrkanal. Hier trifft man Max Bentow, in dessen Romanen es alles andere als friedlich zugeht: Da wird gemordet und gemetzelt, da werden die Opfer in Bauschaum erstickt oder im Ofen geröstet. Bentow scheint von solchen Abgründen fasziniert zu sein.
"Mir macht es eigentlich Spaß, gegen diese Abgründe anzukämpfen. Also sie sind erst mal da, klar, das muss man zulassen, da muss man sich wirklich auch in einen Psychopathen hineinversetzen, ich versuche da auch, sehr genau zu recherchieren, also beim 'Hexenmädchen', habe ich mich sehr intensiv halt mit dem Thema sexueller Missbrauch an Kindern beschäftigt, da kann ich wirklich nicht von Spaß reden."
Der Traum: Romane schreiben
Eigentlich ist Max Bentow Schauspieler und Dramatiker, seine Laufbahn begann auf der Bühne. Von der hat er sich jedoch verabschiedet, um sich seinen Traum zu erfüllen: Romane schreiben.
"Das Theater erzählt keine Geschichten mehr, es gibt nur noch Projekte, es gibt keine Stücke mehr, ich habe eine gewisse Unlust verspürt und mich dann an diese Faszination erinnert, die schon immer die Kriminalliteratur auf mich ausgeübt hat. Und habe mich an den uralten Wunsch erinnert, selbst eine Ermittlerfigur zu schaffen. Und dann erst, als der Nils Trojan wirklich so in seinen Facetten vor mir stand, da war mir klar, jetzt lässt du einfach mal die Dramatik, jetzt bist du Thrillerautor."
Wie Max Bentow selbst lebt auch sein Kommissar Nils Trojan in Kreuzberg, genauer: in der Forster Straße. Denn Bentow legt Wert auf eine genaue Verortung, seine Handlungen sind in der Realität der Stadt angesiedelt. Nils Trojan wohnt also in einem gelben Haus mit vorspringendem Erker:
"Ich bin halt durchs Viertel gestreift und habe überlegt, wo lasse ich ihn wohnen. Und mir war klar, es muss ganz in der Nähe von mir sein, in meinem Viertel, und so kam ich auf die Forster Straße, und dann habe ich mir immer ein Erkerfenster vorgestellt, den Balkon, die Zimmer dazu, und ja, bei dem überübernächsten Spaziergang wurde es dann plötzlich dieses Haus hier vor dem wir gerade stehen..."
"Das Theater erzählt keine Geschichten mehr, es gibt nur noch Projekte, es gibt keine Stücke mehr, ich habe eine gewisse Unlust verspürt und mich dann an diese Faszination erinnert, die schon immer die Kriminalliteratur auf mich ausgeübt hat. Und habe mich an den uralten Wunsch erinnert, selbst eine Ermittlerfigur zu schaffen. Und dann erst, als der Nils Trojan wirklich so in seinen Facetten vor mir stand, da war mir klar, jetzt lässt du einfach mal die Dramatik, jetzt bist du Thrillerautor."
Wie Max Bentow selbst lebt auch sein Kommissar Nils Trojan in Kreuzberg, genauer: in der Forster Straße. Denn Bentow legt Wert auf eine genaue Verortung, seine Handlungen sind in der Realität der Stadt angesiedelt. Nils Trojan wohnt also in einem gelben Haus mit vorspringendem Erker:
"Ich bin halt durchs Viertel gestreift und habe überlegt, wo lasse ich ihn wohnen. Und mir war klar, es muss ganz in der Nähe von mir sein, in meinem Viertel, und so kam ich auf die Forster Straße, und dann habe ich mir immer ein Erkerfenster vorgestellt, den Balkon, die Zimmer dazu, und ja, bei dem überübernächsten Spaziergang wurde es dann plötzlich dieses Haus hier vor dem wir gerade stehen..."
Der Kommissar mit den wachen brauchen Augen
Und wie sieht er aus, der Kreuzberger Kommissar? Auch das weiß Max Bentow ganz genau:
"Er ist groß, so eins 87, hat kurze Haare, ist schon ein bisschen angegraut, sehr sportlicher Typ, er fährt auch immer mit dem Fahrrad, ja, er hat wache braune Augen..."
"Er ist groß, so eins 87, hat kurze Haare, ist schon ein bisschen angegraut, sehr sportlicher Typ, er fährt auch immer mit dem Fahrrad, ja, er hat wache braune Augen..."
Ein bisschen ähnelt er also seinem Schöpfer. Auch Max Bentow ist groß und sportlich, hat braune Augen und kurze, graue Haare. Doch leidet er nicht wie sein Protagonist Nils Trojan unter Angstzuständen.
"Oh das wäre - das wäre gruselig. Da würde ich langsam an meinem Verstand zweifeln."
"Oh das wäre - das wäre gruselig. Da würde ich langsam an meinem Verstand zweifeln."
Auch die Tatorte legt Max Bentow ganz genau fest. Einer befindet sich in der Lenaustraße in Kreuzberg: Hier, in einem freundlichen Altbau, wurde in Bentows jüngstem Roman "Das Hexenmädchen" das erste Opfer zu Tode gefoltert.
"Es ist genau dort im dritten Stock, dieser sehr friedlich aussehende Balkon mit einer schönen Geranienbepflanzung. Dahinter hat sich das Verbrechen abgespielt."
"Es ist genau dort im dritten Stock, dieser sehr friedlich aussehende Balkon mit einer schönen Geranienbepflanzung. Dahinter hat sich das Verbrechen abgespielt."
"Es geht um dieses Ringen mit der Angst"
Für Max Bentow ist die genaue Verortung eine Möglichkeit, mit den Ängsten seiner Leser zu spielen:
"Das Erschreckende ist ja, dass gerade bei einem psychopathischen Mörder er ja wirklich an jeder Straßenecke zuschlagen kann und er genau mitten unter uns ist, vielleicht sogar ein sehr charmantes Lächeln aufsetzt, vielleicht fragt er mich nach dem Weg, vielleicht bietet er mir sogar in der U-Bahn seinen Nachbarplatz an, also darum geht es mir auch, es geht einfach auch um diese ganz spezielle Verortung, um diese Nähe und vor allem um dieses Ringen mit der Angst."
Max Bentow durchstreift leidenschaftlich gern seine Stadt. Fast jeden Tag unterwegs, meist in den frühen Abendstunden, ist er immer auf der Suche nach neuen Schauplätzen für seine literarischen Verbrechen. Er ist seinen Protagonisten ganz nah, den Helden, den Opfern und auch den Bösewichtern. Gäbe es die nicht, würde er vielleicht gar keine Krimis schreiben.
"Wenn ich anfange, über ein neues Buch in diesem Genre nachzudenken, fange ich immer beim Antagonisten an. Und der muss wirklich eine unglaubliche Macht haben, er versetzt die Stadt in Angst und Schrecken, er versetzt den Ermittler in Angst und Schrecken, ja und gegen diese Kraft arbeite ich quasi an. Ich stemme mich beim Schreiben gegen den Antagonisten. Und das macht für mich den besonderen Reiz des Thrillerschreibens aus."
"Wenn ich anfange, über ein neues Buch in diesem Genre nachzudenken, fange ich immer beim Antagonisten an. Und der muss wirklich eine unglaubliche Macht haben, er versetzt die Stadt in Angst und Schrecken, er versetzt den Ermittler in Angst und Schrecken, ja und gegen diese Kraft arbeite ich quasi an. Ich stemme mich beim Schreiben gegen den Antagonisten. Und das macht für mich den besonderen Reiz des Thrillerschreibens aus."