Thierse ruft Sinti und Roma zu Einigung über Mahnmal auf

Bei der Meinungsverschiedenheit zwischen der Sinti-Allianz und dem Zentralrat der Sinti und Roma geht es um die Beschriftung des Mahnmals und das Wort "Zigeuner". Es helfe den Sinti und Roma nicht, wenn dieser "quälende Streit" weitergehe, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse im Deutschlandradio Kultur. Für ihn persönlich habe "Zigeuner" keinen diskriminierenden Klang, betonte der SPD-Politiker.
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse hat Kritik an dem anhaltenden
Streit um das in Berlin geplante Denkmalfür die im Dritten Reich ermordeten Sinti und Roma geübt.

"Mein Verständnis hält sich in engen Grenzen", sagte Thierse im Deutschlandradio Kultur mit Blick auf die Ablehnung des Kompromisses zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und Kulturstaatsminister Bernd Neumann durch einen Teil der ethnischen Gruppierung. Der Bundestagsvizepräsident erneuerte seinen Vorschlag, den als erniedrigend empfundenen Begriff "Zigeuner" durch die Umschreibung "als 'Zigeuner' ermordet" zu ersetzen. Diese finde sich bereits in vielen Holocaust-Gedenkstätten und ist nach Ansicht des SPD-Politikers "eine sehr präzise, nicht-diskriminierende Wortwahl".

Thierse selbst hält das Wort "Zigeuner" nicht für bedenklich. Es sei historisch immer verwendet worden und habe für ihn "eigentlich keinen diskriminierenden Klang".

Gleichzeitig sprach sich der Bundestagsvizepräsident für eine überlegte Erinnerungskultur in Deutschland aus. Er halte es nicht für sinnvoll, "immer neu danach zu suchen, für wen wir denn noch ein neues Denkmal errichten könnten". In diesem Zusammenhang dürfe es keinen "Überbietungswettbewerb" geben. Auf der anderen Seite müsse man dafür Sorge tragen, dass aus den einzelnen Gruppen der Verfolgten nicht einfach ein "Einheits-Opfer-Brei" gemacht werde.

Das vollständige Gespräch mit Wolfgang Thierse können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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