Mahnmal für Sinti und Roma weiter umstritten

Von Margarete Limberg |
Der Zentralrat der Sinti und Roma und die Sinti-Allianz streiten darüber, ob man den Begriff "Zigeuner" verwenden dürfe. Auf eine Inschrift will man wegen divergierender Meinungen nun ganz verzichten. Das Denkmal, das seit langem vom Bundestag beschlossen wurde, wird weiter auf sich warten lassen.
Im Grunde geht es bei dem Streit zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und der Sinti-Allianz um die Frage, ob man den Begriff "Zigeuner" heute noch verwenden darf. Der Vorsitzende des Zentralrats, Romani Rose, meint nein und wollte deshalb ursprünglich ein Zitat des Altbundespräsidenten Roman Herzog am Mahnmal anbringen, der in einer Rede eine Parallele zwischen dem Völkermord an den Sinti und Roma und der Ermordung der Juden gezogen hatte.

Die Beschränkung auf Sinti und Roma diskriminiere jene Gruppen, die sich diesen nicht zugehörig fühlten, wandte die Sinti-Allianz ein und plädierte wie einige Historiker dafür, den Begriff "Zigeuner" zu verwenden. Dann machte der Bundestag einen Kompromissvorschlag, in dem vom Gedenken an die Sinti und Roma die Rede war, die von den Nationalsozialisten als Zigeuner verfolgt und ermordet wurden.

Ein Mahnmal mit dieser diskriminierenden Aufschrift wäre ein Schandmal, verwahrte sich empört Romani Rose. Nun hat er sich mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann darauf verständigt, auf eine Inschrift am Denkmal ganz zu verzichten und es stattdessen nur mit den Orten der Vernichtung zu versehen. Auf einer Begleittafel soll als Einleitung einer Dokumentation der Vernichtung der Satz stehen: "Wir gedenken aller Roma, die im nationalsozialistisch besetzten Europa dem planmäßigen Völkermord zum Opfer gefallen sind."

Roma sei, so Neumann und Rose, ein Oberbegriff, der alle betroffenen Volksgruppen der Zigeuner einschließe. Was wie der Stein des Weisen anmutet, stößt jedoch auf heftigen Widerspruch, zumal neben anderen auch das umstrittene Herzog-Zitat auf einer Tafel festgehalten werden soll. Die Sinti-Allianz protestiert energisch und spricht erneut von Ausgrenzung einiger Opfergruppen. Solange dieser Streit nicht beendet ist, wird der Bau des Mahnmals, dessen Standort, Gestaltung und Finanzierung seit langem vom Bundestag beschlossen sind, weiter auf sich warten lassen.

Thierse ruft Sinti und Roma zu Einigung über Mahnmal auf

In der Debatte um das in Berlin geplante Mahnmal für die ermordeten Sinti und Roma hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse zu einer schnellen Einigung aufgerufen. Es helfe den Sinti und Roma nicht, wenn dieser "quälende Streit" weitergehe, sagte Bundestagsvizepräsident Thierse im Deutschlandradio Kultur.

Bei der Meinungsverschiedenheit zwischen der Sinti-Allianz und dem Zentralrat der Sinti und Roma geht es um die Beschriftung des Mahnmals und das Wort "Zigeuner". Thierse plädierte dafür, diesen Begriff, der bereits seit Jahrhunderten verwendet werde, in Anführungszeichen zu setzen. So könnte auf angemessene Weise die historische Bedeutung des Wortes ausgedrückt werden. Für ihn persönlich habe "Zigeuner" keinen diskriminierenden Klang, betonte der SPD-Politiker.

Das Gespräch zum Thema mit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player hören.
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