Theaterstück über Freital

Jenseits von rechtem Hass

07:26 Minuten
Menschen recken die Faust, gefilmt von einem Kamerateam: Szene aus dem Theaterstück "Früher war alles" des Bürgertheaters am Staatsschauspiel in Dresden.
Erinnerungen der Freitaler Bürger - in Szene gesetzt und gespielt von ihnen selbst. © Sebastian Hoppe
Hannelore Umlauft im Gespräch mit Gesa Ufer · 11.03.2019
Audio herunterladen
Freital: Der Ortsname ist für viele zum Synonym für Fremdenfeindlichkeit geworden. Im Stück "Früher war alles" zeichnen Laienschauspieler aus Freital eine anderes, menschliches Bild ihres Heimatortes.
Seit den Übergriffen gegenüber Asylsuchenden im Jahr 2015 ist Freital in Sachsen so gut wie jedem bekannt: Die 40.000-Einwohner-Stadt nahe Dresden wird vor allem mit Fremdenfeindlichkeit, rechtem Gedankengut und rechter Gewalt in Verbindung gebracht.
Dass die Stadt auch ein anderes Gesicht hat, möchte die Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden zeigen. Sie hat Bürgerinnen und Bürger aus Freital dazu eingeladen, an dem Theaterstück "Früher war alles" mitzuarbeiten und mitzuspielen.

Das andere, menschliche Antlitz

Für das dokumentarische Auftragsstück hat Regisseur Dirk Laucke vor Ort recherchiert, die Bewohner getroffen und sich ihre Geschichten angehört – und daraus ein "dramatisches Triptychon" entwickelt, in dem das Leben in der DDR, die unruhigen Nachwendejahre und schließlich die Vorfälle 2015 thematisiert werden.
Zwei Männer greifen einen anderen mit Fäusten an: Szene aus dem Theaterstück "Früher war alles" des Bürgertheaters am Staatsschauspiel in Dresden.
Geschichten von Träumen und Abwicklungen aus Freital, auf der Bühne in Dresden.© Sebastian Hoppe
Hannelore Umlauft, Gründerin der "Spielbühne Freital", war bei der Premiere dabei und zieht ein positives Resümee: Sowohl Laienschauspieler als auch Zuschauer seien zufrieden gewesen, die Schauspieler seien "sehr authentisch" aufgetreten – auch wenn bisweilen das "DDR-Klischee zu sehr strapaziert wurde".
Dem Bild von Freital als "rechten Ort" tritt Umlauft entschieden entgegen: "Das stimmt einfach nicht. Ich war selbst im Willkommensbündnis vom ersten Tag an, hab' über eineinhalb Jahre lang Deutschunterricht für Flüchtlinge gegeben."

"Das war so erniedrigend"

Mögliche Ursachen für die Entwicklung rechtsradikaler Strukturen in Freital sieht Umlauft auch im wirtschaftlichen Niedergang des Ortes in den Nachwendejahren. Im dortigen Edelstahlwerk wurde ein Großteil der Arbeitsplätze abgebaut: "von 5000 Mitarbeitern auf 500" ging es runter. Das habe für "viel Enttäuschung" gesorgt, sagte Umlauft:
"Diese Art und Weise, wie mit uns umgegangen wurde, das war so erniedrigend. Das ist ein Jammerbild, was von der DDR in den heutigen Bundesländern noch vorhanden ist."
(lkn)
Mehr zum Thema