Laientheater mit politischer Botschaft

Das andere Freital bietet Rechtsextremismus die Stirn

Mitglieder der Spielbühne Freital sitzen mit Kostümen und Requisiten auf einer Wiese.
Bieten Rechten die Stirn: Mitglieder der Spielbühne Freital. © Spielbühne Freital
Hannelore Umlauft im Gespräch mit Janis El-Bira · 15.09.2018
Die Freitaler Spielbühne ist ein kleines Laientheater, in dem Bürger gemeinsam auf der Bühne stehen – und auch vor politisch brisanten Themen nicht zurückschrecken. Korrektiv für Rechtsextremismus? Ein Gespräch mit der Gründerin Hannelore Umlauft.
Freital in Sachsen: Spätestens seit 2015 ist die 40.000-Einwohner-Stadt nahe Dresden für viele zum Synonym für Fremdenfeindlichkeit und rechtes Gedankengut geworden. Doch Freital hat auch ein anderes, offenes Gesicht, und dafür stehe unter anderem die Spielbühne Freital, betonte Hannelore Umlauft, deren Gründerin.
Das kleine Laientheater versammelt Bürger aller Altersgruppen auf der Bühne und packt auch so manches politisch heikle Thema an. Doch nun droht der Spielbühne nach 45 Jahren die Luft auszugehen. Der Mietvertrag wurde gekündigt, ein aufwändiger Umzug steht an.

"Kein Abklatsch des Biertheaters"

Im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur verweist Umlauft auf das hohe Niveau der Laienarbeit an der Spielbühne, die von Schiller bis Sartre immer wieder anspruchsvolle Klassiker der Theaterliteratur im Programm hat: "Das Niveau in der Spielbühne haben wir uns selbst gestellt. Wir wollten nicht ein Abklatsch vom Biertheater sein – ich sag' das einfach mal so", betont die 80-Jährige.
Porträt von Hannelore Umlauft, aufgenommen 2014
Hannelore Umlauft hat die Spielbühne in Freital gegründet.© Thomas Morgenroth
In diesem Kontext sieht Hannelore Umlauft auch das gesellschaftliche Engagement ihres Theaters, das sich schon in den 90er- und 2000er-Jahren mit dem erstarkenden Rechtsextremismus im Osten des Landes auseinandergesetzt habe.

Es gibt auch ein anderes Freital

Sie habe Freital im Alltag jedenfalls auch ganz anders erlebt, als es die Medien berichten: mit Bürgern, die sich in einem Willkommens-Komitee engagieren. Umlauft, die im eigentlichen Beruf neben ihrer Theaterleidenschaft als Lehrerin tätig war, weiß, "dass es diese Gruppierungen gibt", und hat sich auch deshalb 2015 aktiv in dem Willkommens-Bündnis eingesetzt, gab Deutschunterricht für Geflüchtete.
Nicht selten kam es im Spielbühnen-Alltag zu harten Konfrontationen mit den rechten Gruppierungen:
"Beim Stück 'Hass im Herzen', 2007, wo der jetzige Schauspieler Eric Stehfest einen Jugendlichen gespielt hat, der aus so einer Szene ausbrechen wollte, ist bei der Premiere eine ganze Rotte von sieben, acht Leuten rechter Gesinnung mit großen Plakaten und Spruchbändern 'Macht euch davon!' – oder ich weiß gar nicht mehr, was draufstand – mitten in die Vorstellung rein, haben das ausgerollt und dort reingebrüllt."

Ein neuer Spielort muss gefunden werden

Und obwohl sie schon so manch schwieriger Situation die Stirn geboten hat: Auf den anstehenden Umzug der Spielbühne blickt Umlauft hingegen mit Sorgen. In einer Spendenaktion soll das Geld eingebracht werden, das für die Bauarbeiten an einem möglichen neuen Spielort benötigt wird. Erst dann kann die Spielbühne auch 2019 wieder Theater für Freital spielen.
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