Theaterstück "MILF" in Basel

Kompliment oder Beleidigung?

09:29 Minuten
Illustration von zwei Frauen Silhouetten, die sich aneinanderlehnen.
"MILF" ist auch ein Theaterstück über das Begehren zwischen zwei Frauen. © Getty Images / iStock / Maria Ponomariova
Sahar Rahimi im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 21.05.2022
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MILF steht für „Mother I'd like to fuck“. Der Begriff ist auch mit der Pornoindustrie verknüpft. Wieviel feministisches Potenzial steckt also darin? Darum dreht sich das gleichnamige Stück von Anne Haug, inszeniert von Sahar Rahimi in Basel.
In „MILF“ geht es um eine Frau, die offenbar einst eine Beziehung mit einer anderen Frau hatte, sich getrennt hat und nun in einer klassischen Familienkonstellation lebt: mit einem Mann und zwei Kindern – bis diese einstige Geliebte wiederkehrt und das Gefüge erschüttert.
Für Regisseurin Sahar Rahimi, die sich mit dem Performancekollektiv „Monster Truck“ regelmäßig gesellschaftliche Tabus vorknöpft, stecken in der Bezeichnung MILF sowohl Kompliment als auch Beleidigung:
„Es ist auf der einen Seite eine Beleidigung, weil es einen objektivierenden Blick auf eine Frau beschreibt, auf der anderen Seite kann es aber auch ein Kompliment sein, weil Mutter und Sexualität nicht zusammengedacht werden. Eine Mutter hat eher die gesellschaftliche Rolle, sich um die Kinder und die Care-Arbeit zu kümmern – die heilige Mutter. Und eine Mutter, die sexy ist, ist erst einmal etwas, was durchaus auch ein feministisches Potenzial haben kann.“

 Keine Lösung, aber eine Utopie

In ihrem Projekt für das Theater Basel will Rahimi mit ihrem Team den Begriff umdeuten, „also sich zu fragen: Was ist eigentlich das mütterliche Begehren?“ Dabei fließen vor allem eigene Erfahrungen mit in den Text – sowohl Rahimis als Mutter, als auch Anne Haugs als Noch-nicht-Mutter. Egal ob allein oder mit einer Familie, meist gebe es Sehnsüchte nach dem anderen, nach dem, was man nicht hat, sagt Rahimi:
„Wenn man keine Familie hat, sehnt man sich vielleicht nach einer, und wenn man eine hat, sehnt man sich nach mehr Autonomie und mehr Freiheit.“
Am Ende gebe es auch in ihrer Arbeit keine Lösung, aber zumindest eine Utopie: „Wir erzählen eine Art Patchworkfamilienutopie – mit einer glücklichen Dreierbeziehung.“

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