Theater-Versionen von "Unterleuten"

Max Moor – kann der wirklich spielen?

Der TV-Moderator, Buchautor und neuerdings auch Schauspieler Max Moor.
Der TV-Moderator, Buchautor und neuerdings auch Schauspieler Max Moor. © Horst Galuschka/dpa
Michael Laages im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 23.11.2017
In Weimar wurde die Bühnenfassung von Juli Zehs Bestseller "Unterleuten" uraufgeführt, die Bonner Kammerspiele ziehen nach. Besonderer Hingucker: der TV-Moderator und Öko-Landwirt Max Moor als Bauer Gombrowski. Unserem Kritiker hat's trotzdem nicht gefallen.
In Juli Zehs Erfolgsroman "Unterleuten" aus dem Jahr 2016 geht es um ein Dorf in Brandenburg, seine schrulligen Bewohner und eine Investorenfirma, die den eingespielten Alltag durcheinanderbringt. Das Buch wurde zum Bestseller, nun haben das Deutsche Nationaltheater Weimar und die Bonner Kammerspiele ihre Bühnenversionen des Romans präsentiert.
Theaterkritiker Michael Laages beschrieb im Deutschlandfunk Kultur die Inszenierung von Jan Neumann in Bonn als "albern". Er sei schockiert davon, dass der Regisseur und Dramaturg die Geschichte lediglich als groteske Farce inszeniere. Acht Schauspieler kommen in der Bonner Version vor, sie übernehmen mehrere Rollen und wechseln die Perücken. "Das sieht ein bisschen nach Kasperletheater aus", sagte Laages. "Die Farce ist leider nur Farce". Der Inszenierung fehle jegliche inhaltliche Tiefe und schauspielerische Stärke. Das Fazit des Theaterkritikers: "Ein erschreckend armeseeliger Abend".

"Ziemlich schwer zu ertragen"

Dabei waren die Zuschauer vor der Premiere vor allem auf den Auftritt von Max Moor sehr gespannt. Der TV-Moderator ist im Nebenberuf auch Öko-Landwirt in Brandenburg und hat diesen Alltag auf dem Land in mehreren Büchern beschrieben. Als Schauspieler sei er - wie der ganze Abend - "ziemlich schwer zu ertragen". Laages beschreibt Moor als "Prominenten, der in der Mitte steht und knarzt und knattert".
Szenenfoto aus der Inszenierung von "Unterleuten" am Deutschen Nationaltheater Weimar mit Szenenfoto mit Lutz Salzmann und Simone Müller.
Szenenfoto aus der Inszenierung von "Unterleuten" am Deutschen Nationaltheater Weimar mit Szenenfoto mit Lutz Salzmann und Simone Müller.© Luca Abbiento
Die Uraufführung der Bühnenfassung von "Unterleuten" am Deutschen Nationaltheater Weimar habe ihn ebenfalls nicht überzeugt, sagte Laages. Die Inszenierung der jungen Regisseurin Jenke Nordalm zeige aber im Vergleich zu der von Jan Neumann trotzdem mehr Bemühen. So hätten sich Nordalm und ihr Team eine eigene Erzählfigur einfallen lassen.

"Der Roman muss nicht unbedingt auf die Bühne"

Insbesondere die schauspielerische Leistung sei stärker. Die Darsteller seien kraftvoller und auch die Hauptfigur Gombrowski, in Weimar von Sebastian Kowski gespielt, sei "eine klare und kräftige Figur". Die Soziologie der Dorfbevölkerung werde in Weimar ebenfalls besser auf die Bühne gebracht.
Trotzdem, so Laages, erreiche keine der beiden Aufführungen die Spannung des Romans von Juli Zeh. Bis jetzt sei sein Eindruck: "Der Roman muss nicht unbedingt auf die Bühne." Allerdings lasse er sich gern überraschen von der nächsten Inszenierung, die im Januar am Hans-Otto-Theater in Potsdam Premiere feiern wird.
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