"The Hamburg Years"-Tour

Noch einmal die alten Tocotronic sehen

07:36 Minuten
Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow schreit in ein Mikrofon
Weniger kryptisch, mehr rohe Wut. Tocotronic mit Sänger Dirk von Lowtzow klang in der 90er anders als heute und widmet die Tour dieser Zeit. © imago images / opokupix
Audio: Philipp Kressmann, Artikel: Hagen Terschüren · 22.07.2021
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Tocotronic sind auf Tour – und das ganz ohne neues Album. Stattdessen spielen sie nur Songs, die während ihrer Zeit in Hamburg entstanden sind. Kritiker Philipp Kressmann findet: Ein gelungenes Konzept.
Tocotronic gehen als eine der ersten Bands nach dem zweiten Corona-Frühling wieder auf Tour. Waren zuerst zwei Shows, "The Hamburg Years" und "The Berlin Years", angekündigt, liegt der Fokus nach der Verlegung einiger Konzerte nun doch auf den frühen Songs der Band, auf den Hamburger Jahren also.
Für die neuen Shows wurden diese Songs noch einmal aufpoliert – insbesondere von Rick McPhail an der Gitarre, der erst seit 2004 viertes Bandmitglied ist. Dadurch wirken die Titel live viel ambitionierter als die frühen Studioaufnahmen. Gespielt wurde in chronologischer Reihenfolge, ein Album nach dem anderen.

Chronologische Setliste

Tocotronic hatten dabei offensichtlich große Lust zu spielen, berichtet Philipp Kressmann. Satte 23 Songs spielten Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank und eben McPhail inklusive Zugaben in Düsseldorf beim "New Fall Festival". Gegen Ende ist das Publikum im eigentlich bestuhlten Saal sogar aufgestanden und wirkte sehr entspannt, das Konzept der Tour kam offenbar gut an.
Auch er finde das Konzept gut, sagt Kressmann, ältere Songs kämen auf Konzerten schließlich oft zu kurz. Und gerade Tocotronic hätten sich Anfang und Mitte der 90er-Jahre noch ganz anders präsentiert als heute. "Der Sound war roher und aggressiver." Im Frühwerk sei es oft um Grenzen und Einsamkeit gegangen, fasst Kressmann zusammen.
Auch die Konzertdramaturgie habe überzeugt: "Der Hauptteil endete mit "Neues vom Trickser", dem letzten Song des weißen Albums. Darin heißt es "eins zu eins ist jetzt vorbei", berichtet Kressmann. "Das konnte man vor etwa 20 Jahren als Absage an die konkreteren Texte des Frühwerks lesen."
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