Teure Bauprojekte

    Kostengrab Kulturtempel

    Die Fassade zum Scharounplatz wird großflächig verglast. So wird von außen die vielfältige Nutzung wahrnehmbar. Die offene Glasfassade wirkt einladend und verbindet das Museum mit dem umgebenden Stadtraum. Im ersten Obergeschoss ist der zentrale Ausstellungsraum als geschlossener Sichtbetonkubus ablesbar.
    Die vielleicht teuerste "Scheune" aller Zeiten: 450 Millionen Euro soll das "Museum der Moderne" in Berlin kosten. © Herzog & de Meuron
    14.11.2019
    Bei Großbauprojekten darf es regelmäßig etwas mehr sein. Nicht nur Flughäfen und Bahnhöfe, auch Kulturbauten wie Museen und Konzerthäuser werden oft viel teurer als geplant. Ein Überblick über sieben der teuersten Projekte.
    Ob Stuttgart 21, der Berliner Flughafen BER oder die Frankfurter Altstadt: Großprojekte kosten meist viel mehr als man gerechnet hat. Meistens geht das auf Kosten der Steuerzahler. Die Gründe dafür sind vielfältig: Fehlplanung, unvorhergesehene Probleme, gestiegene Baukosten. Auch in der Kultur gibt es Bauten, die deutlich teurer werden.

    Museum der Moderne (Berlin)

    Zwischen Philharmonie und Neuer Nationalgalerie in Berlin soll bis 2026 das "Museums des 20. Jahrhunderts" entstehen, auch "Museum der Moderne" genannt. Es werde "dringend benötigt, um der Weltklassesammlung der Neuen Nationalgalerie den angemessenen Raum zu geben", sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). So dringend, dass Geld keine Rolle zu spielen scheint: Das Museum sollte ursprünglich 200 Millionen Euro kosten. In diesem Jahr wurde bekannt, dass es wohl 450 Millionen werden. Der Grund: Es braucht noch ein Kellergeschoss - und Tiefbau ist bekanntlich teuer. Der Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron ist nach Ansicht einiger Kritiker das Geld jedoch nicht wert: Er wurde im Volksmund bereits "Scheune" getauft.

    Philharmonie (Paris)

    Zwei Personen auf den Treppenstufen vor der neuen Philharmonie in Paris, entworfen von Jean Nouvel.
    Die Philharmonie de Paris.© picture alliance / dpa / Zentralbild / Soeren Stache
    Seit Januar 2015 steht die neue Philharmonie im Osten von Paris. Ein 23.000 Quadratmeter großer, mehrstöckiger Musikkomplex mit glitzernder Alufassade. Entworfen hat den spektakulären Bau Frankreichs Stararchitekt Jean Nouvel. Leider ist das Ganze etwas teurer geworden als geplant – statt 173 Millionen Euro wurden 386 Millionen Euro verbaut.

    Elbphilharmonie (Hamburg)

    Das Gebäude der Elbphilharmonie, vom Anleger König der Löwen aus gesehen.
    Was länge währt, wird endlich gut: Die Elbphilharmonie ist ein Hingucker, als Hinhörer aber umstritten.© picture alliance/dpa/Markus Scholz
    Zehn Jahre hat der Bau der Elbphilharmonie in Hamburg gedauert, zehn Mal so teuer wie geplant ist sie geworden: Insgesamt 789 Millionen Euro hat das neue Wahrzeichen der Stadt gekostet. Am Ende hat alles Geld nicht gereicht, um eine Akustik herzustellen, die alle überzeugte - Zuhörer, Kritiker und Sänger beschwerten sich.

    Pergamonmuseum (Berlin)

    Blick in den eingerüsteten Hellenistischen Saal des Pergamonmuseums.
    Baustelle Pergamonmuseum© picture alliance / dpa / Zentralbild / Britta Pedersen
    Der Umbau des Pergamonmuseums in Berlin sollte ursprünglich 60 Millionen Euro kosten. Dann verdreifachte sich die Summe. Mittlerweile liegt die Kalkulation bei 477 Millionen Euro - allein für den ersten Bauabschnitt. Hinzu kommen noch mal rund zwölf Millionen Euro anteilige Planungskosten für den zweiten Bauabschnitt. Wenn alles fertig ist, Ende der 2020er Jahre, sollen die Kosten bei etwa 900 Millionen Euro liegen. Damit würde das Museum sogar die Elbphilharmonie übertreffen.

    Deutsches Museum (München)

    Dunkle Wolken über dem Deutschen Museum in München, mit Blick von der Isar.
    Deutsches Museum in München© picture alliance / Arco Images
    Die Sanierung des Deutschen Museums in München sollte 450 Millionen Euro kosten, mittlerweile sind es 595 Millionen - und wahrscheinlich wird die Summe auf eine Milliarde steigen. Auch der Termin 2025 für die Fertigstellung des Technikmuseums kann wohl nicht eingehalten werden. Ein Grund ist, dass sich der Stahlbeton an vielen Stellen als zu schwach herausstellt, ein anderer sind die gestiegenen Baukosten. Bis 2021 - zwei Jahre später als geplant - soll zumindest der erste Bauabschnitt fertig werden.

    Staatsbibliothek zu Berlin (Berlin)

    Blick in den neuen und großen Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin. Die Farben des Bodens und des Mobiliars sind in gelb-rot gehalten.
    Der neue Lesesaal der Staatsbibliothek.© imago images / Sabine Gudath
    Die Sanierung der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden, ist in diesem Jahr fertig geworden - sieben Jahre später als geplant. Damit dauerte die Sanierung 15 Jahre - und damit länger als der Bau selbst. Entsprechend höher fiel am Ende die Rechnung aus: 326 Millionen Euro waren 2003 bewilligt worden, 470 Millionen wurden es.

    Berliner Schloss - Humboldt-Forum (Berlin)

    Die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ist umstritten. Für die einen ist es ein wichtiges Stück Berliner Geschichte, für die anderen bloß teurer Luxus. Geplant ist eine Ausstellung zur Stadtgeschichte, aber auch die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst sollen dort gezeigt werden. Die geplante Eröffnung im November 2019 konnte nicht eingehalten werden - wegen technischer Mängel und Sicherheitsproblemen.
    Das geht mit höheren Kosten einher: Die sind von offiziell 595 Millionen Euro um knapp 50 Millionen Euro auf 644,2 Millionen Euro gestiegen, wie die Berliner Zeitung mit Berufung aufs Bundesfinanzministerium mitteilt. Den größten Anteil trägt der Bund, der Rest kommt vom Land Berlin und von Spendern. Im Vergleich zu allen anderen Projekten sind das Peanuts - aber noch ist der Bau nicht abgeschlossen. Im Herbst 2020 soll es soweit sein.
    (leg)
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