Tea-Party mit Hutmacher und Märzhase

Gerd Brendel folgt den Spuren von Alice |
Als Alice im Wunderland den Märzhasen und den verrückten Hutmacher an ihrer Tee-Tafel erbost verlässt, kümmern sich ihre Gastgeber kein bisschen um das beleidigte Mädchen. Warum auch?
Lewis Carolls Wunderland und seine Bewohner wurden seitdem noch oft besucht: beispielsweise von der Pfarrerstochter Alice Pleasance Liddell, der historischen Person hinter der fiktiven Alice. Sie starb vor 75 Jahren und hatte von ihrem Image als kindliche Muse bis ins hohe Alter profitiert. Als sie aus Geldnot ihr handgeschriebenes "Alice"-Manuskript , das Caroll ihr geschenkt hatte, nach Amerika verkaufen musste, wurde sie nach New York eingeladen - als Ehrengast einer exklusiven "Tea-Party" zu Carolls und ihren Ehren.

Die fiktive Alice und ihre Reisebekanntschaften aus dem Wunderland lebten weiter: in den Werken von T.S. Eliot und Virginia Woolf, als Vorlage für einen Disney-Zeichentrick-Film, für Theaterstücke und Opern. Die verkehrte Welt von Alice wurde zum Sehnsuchtsort einer ganzen Generation von Acidrock- und Popmusikern, die sich mit halluzigenen Drogen im Gepäck selbst auf die Reise ins Wunderland machten.

Im Internet kämpft Alice mittlerweile als Videospiel-Heldin gegen hinterlistige Wunderland-Bewohner, und auf der Leinwand wird es 75 Jahre nach dem Tod der historischen Alice ein Wiedersehen mit der Kinderbuch-Figur und ihren schnöselingen Gastgebern auf der Tea-Party geben: Der Regisseur Tim Burton hat Lewis Carrolls Klassiker neu verfilmt mit Johnny Depp in der Rolle des verrückten Hutmachers.


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