Taylor Swift und ihre Masterbänder

Opfer der Musikindustrie?

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Das Bild zeigt Taylor Swift während eines Konzerts wie sie singt und dabei auf einer rosa Gitarre spielt.
Taylor Swift hat 2016 geschätzte 170 Millionen Dollar eingenommen, so viel wie kein anderer Star in dem Jahr. © gettyimages / Kevin Winter
Barbara Berndorff im Gespräch mit Martin Böttcher · 03.07.2019
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Die Popmusikerin Taylor Swift fühlt sich betrogen: Nicht sie, sondern ihr ehemaliges Plattenlabel besitzt die Masterbänder ihrer Songs. Nun fordert sie die Bänder zurück – und damit auch ihre Rechte.
Taylor Swift und andere Künstler fordern ihre Masterbänder zurück. Um zu verstehen, weshalb sie das tun, müsse man Masterbänder zunächst von Kompositionen unterscheiden, sagt die Anwältin für Musikrecht, Barbara Berndorff. Kompositionen würden in Noten festgehalten, Masterbänder hingegen seien die Originalaufnahmen der Noten, verkörpert durch eine Sängerin, Musiker oder Band.
In Zeiten der Schallplatten seien die physischen Masterbänder wertvoll gewesen, weil sie den Schallplatten als akustisch hochwertigere Vorlage dienten. Im Zeitalter der digitalen Reproduzierbarkeit liege der Wert der Bänder hingegen in den mit ihnen einhergehenden Verwertungsrechten.

Die Rechte beim Verlag

Plattenfirmen investierten in die Zukunft der Künstler, so Berndorff. Das sei durchaus ein Risikogeschäft. Bleibe einem Künstler der Erfolg verwehrt, verliere die Plattenfirma das investierte Geld. Um im Erfolgsfall mitzuverdienen, sicherten sich Labels daher meist die Verwertungsrechte.
Insbesondere unerfahrene Künstler hätten sich früher nur für das Geld der Plattenfirma interessiert und die Frage nach den Rechten eher ausgeblendet, so Berndorff. Das könnte auch bei Taylor Swift der Fall gewesen sein, war sie bei ihrem ersten Plattenvertrag doch noch ein Teenager.
Laut Berndorff hat sich die Einstellung gegenüber Vertragsfragen heute jedoch verändert:
"Junge Künstler kennen sich heute besser aus. Sie kennen populäre Fälle und versuchen den Labels so wenig Rechte wie möglich einzuräumen. Und sie sind bereit, von einem Deal zurückzutreten, wenn er nicht ihren Vorstellungen entspricht."

Heute sind Bedingungen für Künstler besser

Überhaupt hätten sich die Kräfteverhältnisse im Musikgeschäft verschoben. Der Einbruch der Verkäufe von CDs und Vinyl und der damit einhergehende gestiegene Wert von Downloads eröffne Künstlern heute ganz andere Möglichkeiten.
"Für relativ wenig Geld lassen sich Aufnahmen herstellen und selbst vermarkten, indem man eine Fangemeinde im Netz aufbaut. Häufig gründen Künstler eigene Label und schließen nur Vertriebsdeals ab für die physische Auswertung. Alles andere machen sie selbst", erklärt Berndorff.
Wer sich schon auf eigene Faust einen Namen gemacht habe, könne vor großen Plattenfirmen ganz anders auftreten. Sollte der Künstler dann zu einem großen Label wechseln, würde er entscheiden, unter welchen Bedingungen. Zum Beispiel, die Masterbänder selbst zu behalten.
(rod)
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