Tagebuch

Liebhaber des Halbschattens

Der Mailänder Dom
Mailand: Geburtsort von Carlo Emilio Gadda © Deutschlandradio / Ellen Wilke
Von Maike Albath · 31.08.2014
Als patriotisch gesinnter Student aus Mailand zieht Carlo Emilio Gadda 1914 in den Krieg und wird Schriftsteller. Erstmals erscheinen nun seine Kriegserinnerungen in Deutschland.
Er war ein wunderlicher, eigenbrötlerischer und umständlicher Herr, der eine Schwäche für gute Küche hatte und Bücher von weltliterarischem Rang verfasste: Carlo Emilio Gadda, 1893 als Sohn einer großbürgerlichen Familie in Mailand geboren und 1973 in Rom gestorben.
Von Haus aus Ingenieur hegte Gadda eine tiefe Scheu vor fremden Menschen. "Lassen Sie mich im Schatten", stöhnte Gadda, als er mit seinem Roman "Die grässliche Bescherung in der Via Merulana" 1957 plötzlich berühmt wurde. Ohne den Ersten Weltkrieg, zu dem er sich als überzeugter Patriot freiwillig meldete, in deutsche Gefangenschaft geriet und in ein Lager nach Celle kam, wäre er vermutlich nie Schriftsteller geworden.
Sein Kriegstagebuch erscheint in diesem Herbst zum ersten Mal auf Deutsch. Höchste Zeit, dem scheuen Ingenieur mit seinen hochkomischen Frauenfiguren und dem barocken Satzbau in seiner Wahlheimat Rom nachzuspüren.