Syrien bei der Asien-Meisterschaft

"Assad nutzt Fußball zur Inszenierung"

Syrische Fußballfans zeigen ein Porträt des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad während des Qualifikationsfußballspiels der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 zwischen Südkorea und Syrien (Archivbild 2016)
Syrische Fußballfans zeigen ein Porträt des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. © AFP / Mohd Rasfan
Ronny Blaschke im Gespräch mit Julius Stucke · 05.01.2019
Mit dem deutschen Trainer Bernd Stange tritt die syrische Fußball-Nationalmannschaft bei der Asien-Meisterschaft an. Fußball im Bürgerkriegsland? Das geht, sagt Sportjournalist Ronny Blaschke. Auch weil das Regime Normalität demonstrieren will.
Wenn am Samstag in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Asien-Meisterschaft im Fußball beginnt, werden auch Länder am Start sein, die wie Syrien oder Jemen durch jahrelangen Bürgerkrieg ausgelaugt und zerstört sind.
Doch trotz acht Jahren Bürgerkriegs habe der Fußball in Syrien nur ein Jahr pausiert, sagt der Sportjournalist Ronny Blaschke. In einigen Gegenden Syriens – in Damaskus oder in Latakia – sei sogar die ganze Zeit Fußball gespielt worden, wenn auch in reduzierter Form.

Der Versuch, Normalität zu demonstrieren

Wenn jetzt die Asien-Meisterschaft unter syrischer Beteiligung stattfindet, sei das für das Regime eine willkommene Gelegenheit zur Inszenierung, meint Blaschke. "Assad ist nie als Fußballfan aufgefallen." Aber der syrische Präsident nutze den Fußball, um Normalität zu demonstrieren.
"Der möchte ja das Land jetzt wieder aufbauen, braucht dafür viel Geld, und wenn etwas wie der Fußball, das beliebteste Medium der Gesellschaft, wenn das noch funktioniert, dann kann es so schlecht nicht bestellt sein. Das ist die Propaganda der Regierung."
Stange steht in Jena (Thüringen) auf dem Rasen des Ernst-Abbe-Sportfelds.
Der frühere DDR-Nationaltrainer Bernd Stange trainiert seit Februar 2017 die syrische Nationalmannschaft.© dpa/Martin Schutt
Die syrische Nationalmannschaft, deren Spieler vor allem im benachbarten Ausland unter Vertrag sind, sieht Blaschke hingegen als "Symbol der Zerrissenheit des Landes". Firas Al Khatib etwa, einer der Leistungsträger, sei 2012 aus Protest gegen das Regime aus der Nationalmannschaft zurückgetreten: "2017 bei den entscheidenden Qualifikationsspielen für die WM in Russland, da ist er wieder zurückgekehrt.
Er hat einen Shitstorm bekommen von vielen Fans, aber wurde von den anderen dann auch glorifiziert. Und er wollte dann nicht mehr so kämpferisch sich positionieren." Manche vermuteten allerdings, Al Khatib oder seine Familie seien unter Druck gesetzt worden, um das Comeback zu erzwingen.
Fußball: WM-Qualifikation, Iran - Syrien, Gruppenphase am 05.09.2017 im Azadi Stadium in Teheran (Iran). Fans der syrischen Nationalmannschaft jubeln über das 2:2 gegen den Iran.
Fans der syrischen Nationalmannschaft jubeln über das 2:2 im WM-Qualifikationsspiel gegen den Iran.© picture alliance/dpa - Keyvan Taher
Dass Fußball als Mittel der Propaganda eingesetzt wird, ist allerdings nicht auf Syrien beschränkt, sondern in der ganzen arabischen Welt verbreitet, meint Blaschke. Aber das habe auch eine positive Seite: "Wo gibt es in Diktaturen Räume, wo sich tausende, zehntausende Menschen treffen können? Vor allem in den Fußballstadien!" Und manchmal gingen von diesen Menschen dann auch Proteste aus.
(uko)
Mehr zum Thema