Sturmtief

    Orkan "Xaver" erreicht die Küste

    Zwei Männer halten sich an einem überfluteten Fähranleger am Geländer fest
    Schleswig-Holstein trifft es bereits hart: Zwei Männer an einem überfluteten Fähranleger © dpa / picture alliance / Carsten Rehder
    05.12.2013
    An den Nordseeküsten wütet der Sturm "Xaver" bereits. Sturmfluten und Windgeschwindigkeiten bis 140 Stundenkilometer drohen Norddeutschland: Der Orkan hat den Alltag an vielen Stellen durcheinandergewirbelt.
    Die Nordseeinseln und die Westküste hat Sturmtief "Xaver" schon erreicht: Der Deutsche Wetterdienst hat am Mittag auf Helgoland und am Leuchtturm Kiel bereits Böen der Windstärke 10 gemessen - mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Stundenkilometern. Das Hauptwindfeld mit Windböen von bis zu 160 Stundenkilometern werde bis zum Abend und auch in der Nacht über den Norden hinwegziehen. Bis zu einer ungefähren Linie Münster-Hannover-Berlin müsse mit orkanartigen Böen gerechnet werden. Eineinhalb Tage soll "Xaver" toben ‒ und damit länger als "Christian", der im Oktober viel Chaos verursacht hatte. Somit wird er womöglich einer der schwersten Stürme seit Jahrzehnten in Deutschland.
    Englands Ostküste ist von "Xaver" bereits hart getroffen: In Schottland wurde das komplette Schienennetz gesperrt, dort kam ein LKW-Fahrer ums Leben, als starke Böen sein Fahrzeug umkippten. Nach heftigem Wind waren bereits etwa 20.000 Haushalte ohne Strom. Straßen und Brücken waren gesperrt, Züge fielen aus. Die Küstenwachen in Schottland, England und Wales warnten vor Überflutungen. In London wurde die "Thames Barrier", das Flutschutzwehr der Themse in London, in Betrieb genommen. Die Fluggesellschaft British Airways streicht Flüge. Die Menschen an der Ostküste wurden gewarnt, sich auf die schlimmste Sturmflut seit 1953 einzustellen.

    Flugausfälle in Hamburg
    In Hamburg sei man durch die Erfahrungen mit "Christian" gut auf den Sturm und die erwarteten Fluten vorbereitet, berichtet Deutschlandradio-Korrespondent Alex Schröder. 400 Feuerwehrleute und 10.000 Einsatzkräfte der Freiwillige Feuerwehr seien in Alarmbereitschaft. Auch die Deutsche Bahn habe sich besser vorbereitet, um einen Verkehrsausfall in der Hansestadt wie zuletzt im Oktober zu vermeiden. Am Vormittag waren am Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel bereits mehr als 100 Flüge gestrichen worden, auch am Nachmittag soll es weitere Flugausfälle geben.

    Im Oktober stürmte "Christian" in Hamburg - dieser Tage hat die Bahn mit Ersatzbussen vorgesorgt
    Im Oktober stürmte "Christian" in Hamburg - dieser Tage hat die Bahn mit Ersatzbussen vorgesorgt© dpa / picture alliance / Maja Hitij
    Im gesamten Norden sind Feuerwehren und Verkehrsbetriebe vorbereitet. Fähren zu den Nordseeinseln stellen ihren Betrieb teilweise ein, in vielen Schulen fällt der Unterricht aus. Auch Weihnachtsmärkte bleiben am Donnerstag geschlossen.

    In Kiel wurden am Mittag Windstärken zwischen 6 und 7 (40 bis 60 Stundenkilometer) gemessen. Der Fährbetrieb ist in Schleswig-Holstein weitgehend eingestellt. Das Rathaus ist seit Donnerstag nachmittag geschlossen: die Stadtverwaltung hat einen Notdienst eingerichtet. Die Schulen in Schleswig-Holstein bleiben ebenfalls geschlossen, in Kiel und Flensburg wurden auch die Studenten der Universitäten gebeten, zuhause zu bleiben. Man erwarte zwar hohe Pegelstände, gehe aber davon aus, dass die Deiche halten, berichtet Deutschlandradio-Korrespondent Dietrich Mohaupt.
    Das Orkantief soll bis zum Abend zur Ostsee weiterziehen. Neben Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg sei dann auch Mecklenburg-Vorpommern betroffen, sagte Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst. Je weiter südlich, desto abgeschwächter der Wind - die Windgeschwindigkeiten erreichen aber auch im Binnenland noch bis zu 120 Stundenkilometer auf der Beaufort-Skala Windstärke 12. In den Mittelgebirgen muss auch mit Orkanböen gerechnet werden. Regen geht auch in Schneeregen und Schnee über.
    An den Küsten soll es bis einschließlich Freitag zu mehreren schweren Sturmfluten kommen. Beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg hieß es, die höchste der Sturmfluten werde in der Nacht zu Freitag in Ostfriesland und an der Nordseeinsel Borkum erwartet. In Hamburg und Bremen soll die Sturmflut am frühen Freitag ankommen.

    Das Sturmtief "Xaver" wirkt sich nicht nur im Norden aus - auch anderen Bundesländern, und vor allem in Höhenlagen kommt es zu Unwettern. Im Harz und im Erzgebirge gelten die höchsten Warnstufen. In Nordrhein-Westfalen beeinträchtigt der Sturm den Flugverkehr am Flughafen Düsseldorf: Vor allem intereuropäische Flüge nach Norden wurden gestrichen.
    "Xaver" heißt in Schweden "Sven"
    Auch in den Niederlanden, Dänemark und Schweden ist der Sturm bereits angekommen. In den Niederlanden wurden am frühen Nachmittag an Westküste und Nordseeinseln Windgeschwindigkeiten von über 110 Stundenkilometern gemessen. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol fallen viele Flüge aus. An Gebäuden ist es bereits zu Schäden gekommen.
    In Dänemark wurde am Nachmittag der Zugverkehr eingestellt. Viele Brücken wurden für den Verkehr gesperrt, darunter die Öresundbrücke, die Kopenhagen und Malmö in Schweden verbindet und die Großer-Belt-Brücke zwischen der Insel Fünen und Seeland. Die Dänen nennen das Orkantief "Bodil".
    In Schweden wütet der Sturm "Sven". Bereits in der Nacht zum Donnerstag hat er für kräftiges Winterunwetter gesorgt. Weiter wird starker Schneefall erwartet, für die südlichen Regionen Halland und Schonen gilt eine mittlere Sturmwarnung. Im Süden des Landes wurden viele Zug- und Fährverbindungen eingestellt, so fällt etwa die Fähre von Trelleborg nach Deutschland aus.
    bre mit dpa
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