Studium nur noch Online

"Man fühlt sich so seiner Zeit beraubt"

06:28 Minuten
Die Studentin Lotta Kiolbassa
Die Studentin Lotta Kiolbassa war bisher ein einziges Mal im Kölner Universitätsgebäude. Ihr Studium erlebt sie nur in Online-Veranstaltungen. © Lotta Kiolbassa
Lotta Kiolbassa im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 23.07.2021
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Die Kölner Studentin Lotta Kiolbassa fürchtet, dass die Hörsäle wegen der Pandemie bis zu ihrem Studienabschluss gar nicht mehr öffnen: Es falle ihr schwer, sich zu Hause zu disziplinieren. Vor allem die Online-Klausuren findet sie belastend.
Viele Studentinnen und Studenten kennen die Universität kaum von innen, weil sie schon im ersten Semester in die Coronazeit gerieten und nur online studieren können. Lotta Kiolbassa ist eine von ihnen. Sie studiert im dritten Semester Sonderpädagogik an der Universität Köln.
Ihre größte Sorge ist, dass die Hörsäle gar nicht mehr öffnen. "Ich habe schon Angst, dass das nächste Semester wieder online stattfindet und dann das fünfte und dann das sechste und dann mein Bachelor komplett online stattgefunden hat", sagt Kiolbassa.

Kein echtes Studentenleben

Dann käme schon der Bachelorabschluss und sie wäre fast nie an der Universität gewesen. Die junge Frau fürchtet, die Studenten würden vergessen und es werde versäumt, einen Plan zu entwickeln, um Präsenzveranstaltungen wieder möglich zu machen.
"Man fühlt sich so seiner Zeit beraubt", klagt die Studentin. Sie habe kein richtiges Studentenleben gehabt. Jetzt sei die Hälfte schon vorbei und die Zeit sehr schnell verflogen.

Es gebe auch ein paar gute Seiten am Online-Studium: "Man kann mal, wenn es einem nicht so gut geht oder wenn man müde ist, die Vorlesung im Bett machen. Man kann fünf Minuten vorher aufstehen", sagt Kiolbassa. Es sei auch möglich dabei zu frühstücken. "Man hat halt nicht den Zwang hinzufahren."

Fehlende Praxis

Aber der große Nachteil sei, dass man keine Leute kennenlerne. Ganz am Anfang hat Lotta Kiolbassa sich mit zwei Freundinnen in einer Lerngruppe zusammengefunden und diese darüber kennengelernt. Aber das sei eher Glückssache. Studentenparties habe es wegen Corona gar nicht gegeben.
Schwierig sei auch, dass man sich leicht ablenken lasse, weil "man nebenbei alles Mögliche macht anstatt zu studieren." Es sei schwer, sich zu disziplinieren, auch weil man die Kamera in den Online-Veranstaltungen einfach ausschalten könne und unbeobachtet bleibe.

Gerade in ihrem Studium der Sonderpädagogik fehle teilweise der praktische Zugang. "Das Praktikum konnte ich jetzt tatsächlich in der Schule machen", erzählt die Studentin. Aber dennoch fehle es an Praxis. Kiolbassa gleicht das persönlich dadurch aus, dass sie einmal in der Woche eine Familie mit einem lernbehinderten Kind unterstützt.

Hoffentlich bald wieder Präsenzklausuren

Die Hoffnung bleibt groß, ab Herbst wieder in Präsenz studieren zu können. Kleinere Seminare ließen sich mit Maske und Abstand doch organisieren, meint die Studentin.
Wichtig wäre auch, dass Klausuren in Präsenz stattfinden könnten, beispielsweise in Messehallen. "Weil das mit den Klausuren online schon eine sehr starke Belastung ist."
(gem)

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