"Ressentiments gegenüber der deutsch-türkischen Community"
Der Deutsche Fußballbund findet keinen Frieden mit seinem Nationalspieler Mesut Özil, weil dieser sich im Mai mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ablichten ließ. "Nicht normal" sei das, findet die Journalistin Anna Sauerbrey.
Der DFB-Nationalspieler Mesut Özil und der türkische Staatspräsident Erdogan waren im Mai auf einem Foto zu sehen. Dann kam die WM. Dann das Ausscheiden der Nationalelf. Am Wochenende verlangte DFB-Präsident Grindel nun eine öffentliche Erklärung von seinem Fußball-Profi zu der knapp zwei Monate alten Aufnahme. "Das ist echt nicht normal", meinte dazu die "Tagesspiegel"-Journalistin Anna Sauerbrey in unserem Programm.
"Mir ist - ehrlich gesagt - bei allem öffentlichen Bußgang von Mesut Özil leicht unwohl", sagte Sauerbrey. Özil sei Fußballer und nicht Politiker. Und sie kenne keinen anderen Sportler, der zu einer solchen Erklärung aufgefordert wurde.
"In die deutsche Nationalmannschaft viel reinprojiziert"
Die Reaktionen der Öffentlichkeit und der DFB-Spitze zeigten vielmehr, dass da in die deutsche Nationalmannschaft viel reinprojiziert werde - "an Unsicherheitsgefühlen der Deutschen und auch an Ressentiments gegenüber der deutsch-türkischen Community hier in Deutschland", so Sauerbrey.
Auch der DFB habe Deutschland in Werbespots als "Multikulti-Land" präsentiert, sagte die Journalistin. Das sei nun "nicht mehr en vogue". Nun würden die Konflikte, die Integration mit sich bringt, und für die Özil und das Treffen mit Erdogan auch symbolisch stehen, stärker hervortreten. Ihrer Ansicht nach wäre es trotzdem gut, "wenn man die Einigkeit unter den Spielern vielleicht auch noch mal betonen würde".
(huc)