Strafen im Libor-Skandal

Schluss mit dem Ausmauscheln!

Eine Filiale der Deutschen Bank, aufgenommen am 04.12.2013 in Frankfurt am Main (Hessen).
Auch die Deutsche Bank war an den Manipulationen beteiligt. © picture alliance / dpa/ Daniel Reinhardt
Von Jule Reimer |
Sechs Großbanken müssen eine Geldbuße von 1,7 Milliarden Euro zahlen, weil sie Referenzzinssätze manipuliert haben. Doch die Strafen wirken wie Peanuts, meint Jule Reimer und fordert: Gebt die Aufsicht für Banken und Börsen komplett nach Brüssel!
"Der Referenzzinssatz ist im Bankwesen ein Zinssatz, der von neutraler Stelle institutsübergreifend ermittelt wird."
Schön drückt Wikipedia aus, was praktisch Euribor und Libor leisten sollen – jene Zinssätze für Geschäfte zwischen Banken, die letztlich auch bestimmen, wie hoch die Zinsen sind, die Sie und ich für einen Kredit bezahlen. Doch neutral war gar nichts bei der "institutsübergreifenden Ermittlung". Ein Trupp Großbanken sprach sich ab oder ihre Geschäftsführer wollten nicht so genau hinsehen, ob die eingespeisten Angaben tatsächlich den eigenen Refinanzierungskosten entsprachen. Die heute in Brüssel durch die EU-Kommission verhängten Milliarden schweren Strafen wirken dennoch geradezu wie Peanuts: Denn Euribor und Libor beeinflussen die Konditionen für Darlehen und Hypotheken in Wert von hunderten Billionen Dollar.
Deshalb lohnte sich auch das millimeterweise Drehen an der Zinsschraube. Hier eine noch eine Vergleichszahl, für die 725-Millionen-Strafe der Deutschen Bank. Im Jahr 2007 machte das Institut fast 1,8 Milliarden Euro Gewinn – aufgepasst: in nur einem Quartal und nach Steuern. Da bekommt die Aussage des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann, "das eigene Geschäftsmodell sei darauf angelegt, auch bei Unsicherheit und Nervosität erfolgreich zu sein" einen ganz anderen Beigeschmack. Vertrauen in eine Großbank? Adé.
Und nun? Lohnte und lohnt sich das Manipulieren vielleicht auch bei Währungs- und Rohstoffgeschäften und da nicht nur beim Goldfixing? Die Aufsichtsbehörden in Europa und den USA analysierten diese Bereiche ja nur genauer, betonen Bankenvertreter. Doch auch ohne diese weiteren Erkenntnisse müssen die EU und die nationalen Regierungen die Finanzmärkte endlich konsequent reformieren. Die Index-Ermittlung gehört öffentlich kontrolliert und an Börsen oder Handelsplätze, wo zu klaren Regeln möglichst transparent gehandelt wird - Schluss mit dem Ausmauscheln über oder unter privaten Tresen. Sanktionsmöglichkeiten müssen auch ausgeschöpft, wenn nicht verschärft werden. Und: Gebt die Aufsicht für Banken und Börsen komplett nach Brüssel. Damit eine nationale Aufsicht erst gar nicht unter Druck gerät, zu mild mit einem Institut aus dem eigenen Land umzugehen.
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