Finanzkrise

Ex-Banker vermisst die Wut

Der ehemalige Investmentbanker Rainer Voss sieht in den jüngsten Bankenskandalen ein Zeichen für Entfremdung zwischen Finanzsektor und Gesellschaft. Angesichts möglicher neuer Krisen sei es in Deutschland "eigentlich auch viel zu ruhig".
Mit Blick auf die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Devisenkurs-Manipulationen sagte Voss, die Lernfähigkeit der Banken sei nicht besonders ausgeprägt. Viele Skandale, die es bereits in den 90er-Jahren gab, wiederholten sich jetzt. Der Protagonist des Dokumentarfilms "Master of the Universe" beklagte, dass es keinen wirklichen Austausch zwischen den Finanzinstituten und der Gesellschaft gebe. Die Kommunikation verlaufe einseitig nach außen. Dabei wirkten die Banken geradezu "ein bisschen beleidigt. Die Geldhäuser "wissen eigentlich gar nicht, was will die Gesellschaft eigentlich von uns. Wir haben doch nichts gemacht."
Wie Voss erklärte, geht es bei dem Handel mit Währungen um ein Volumen von 4,7 Billionen Dollar pro Tag. Gleichzeitig sei der Markt aber kaum reguliert. Das sei besonders heikel, weil die festgelegten Kurse Auswirkungen auf eine Vielzahl anderer Vertragsbeziehungen hätten. Das habe auch eine soziale Relevanz, so Voss, "weil dadurch eine Fehlallokation von Kapital stattfindet, und die hat auch soziale Kosten". Die mutmaßlichen Betrügereien sind nach Einschätzung des Ex-Bankers aber nicht auf Geldgier zurückzuführen, sondern auf das Streben nach Anerkennung durch den Arbeitgeber: "Man will die Liebe dieser Institution gewinnen und vergisst darüber die Regeln."
Laut Voss könnte eine neue große Bankenkrise bevorstehen: "In Deutschland ist es mir eigentlich auch viel zu ruhig. Ich war jetzt in der Schweiz und in Holland da herrscht ein ganz anderes Wutlevel."
Das vollständige Interview mit Rainer Voss zum Nachhören als MP3
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