Stimmt die Stimme?

Hör- und zählbar

Dresdens Erster Bürgermeister Hilbert (FDP, l) wirft am 05.07.2015 in einem Wahlbüro in Dresden (Sachsen) seinen Stimmzettel zur Oberbürgermeisterwahl in eine Wahlurne.
Auch eine Art, unsere Stimme zu benutzen: Die Stimmabgabe bei einer Wahl © pa/dpa/Kahnert
Von Uwe Golz · 12.03.2017
Jeder Mensch hat sie, hört sie und lässt sich auch durch sie beeinflussen: Die Stimme. Wir kommunizieren mit ihr, lassen uns aber auch leiten. Die Stimme kann gurren, flüstern, singen, schmeicheln, liebkosen, brüllen, wüten oder einfach verstummen. Und sie kann – auf einem Wahlzettel abgegeben - die Gesellschaft verändern.
Das Wort "Stimme" ist vielseitig. Es bezeichnet nicht nur die Laute, die durch die Stimmlippen in Mund-, Nasen- und Rachenhöhlen gebildet werden. Die Stimme ist bei Wahlen auch die Willensbekundung des Wählers; als Verb wird sie zum Abgleich der Instrumente eines Orchesters auf einen Ton oder sie bekundet den Wahrheitsgehalt einer Behauptung, wenn diese denn stimmt. Georg Christoph Lichtenberg schrieb in seinen Tagebüchern: "Wie gut wäre es, wenn man die Stimme(n) anstatt sie zu zählen, wägen könnte." So ist das mit der Stimme.

Die Stimme ist immer da - hörbar und unhörbar

Stimme kann uns faszinieren. Sängerinnen und Sänger können davon ein Lied singen. Es ist ihre Stimme, die uns Menschen oft in den Bann zieht. Politiker wollen uns damit überzeugen, Demagogen überreden und wir hören auf unsere innere Stimme, die uns den Weg weisen soll durch die Kakophonie der Laute. Der Dramatiker Jean Anouilh erkannte allerdings, dass "die Stimme des Gewissens ein besserer Berater wäre, wenn wir ihr nicht immerzu soufflieren würden, was sie sagen soll". Das Problem mit der Stimme ist, wir können ihr nicht ausweichen. Sie ist da, hörbar oder stumm, aber sie ist immer da, macht sich immer bemerkbar.
Stimmliche Ableitungen sagen viel aus über die Stimme (Substantiv, feminin). Im Duden finden wir:
1. Fähigkeit, Vermögen, Laute, Töne zu erzeugen
2. (Musik) Stimmlage
3. (Musik) Partie, Tonfolge in einer mehrstimmigen Komposition, die von Instrumenten oder Vokalstimmen solistisch oder von mehreren im Orchester, Chor o. Ä. gespielt, gesungen wird
4. jemandes Auffassung, Meinung, Position [die in die Öffentlichkeit dringt]
5. jemandes Entscheidung für jemanden, etwas bei einer Wahl, Abstimmung
6. Stimmrecht
Bei allen Stimmen, beim Abstimmen, Bestimmen, Verstimmen, Anstimmen, Stimmkauf, Stimmenfang oder auch Stimmverhältnis – Goethes Worte sollten wir beherzigen, so oder so: Keine einzelne Stimme darf sich geltend machen; Harmonie muss das Ganze beherrschen.

Rätsel

Folgende Stimmen waren zu erraten:
1. Adele - Million Years Ago
2. Johnny Cash – Heart of Gold
3. Ella Fitzgerald – Can’t Buy Me Love
4. Freddy Quinn –Im Hippodrom International

Dichterrätsel

Auflösung:
Das Gedicht "Das große Karussell" stammt von dem 1863 in Hermsdorf (Spreewald/Brandenburg) geborenen Schriftsteller und Dichter Richard Fedor Leopold Dehmel. In erster Ehe mit der Märchendichterin Paula Oppenheim verbunden, erschien 1891 sein erster Gedichtband "Erlösungen". Er war Mitbegründer der Zeitschrift "Pan", gab seine Anstellung beim Versicherungsverband auf (1887 hatte er über Versicherungswirtschaft promoviert) und lebte fortan als freier Schriftsteller. Dehmel starb 1920 durch eine Venenentzündung, die er sich als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg zugezogen hatte.

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