Stilbewusstsein

Mehr Mut zum Hut

06:59 Minuten
Silhouetten von zwei links stehenden, elegant gekleideten Frauen mit Hut und einem Regenschirm und zwei Männern mit Zylinder rechts daneben vor einem Himmel mit dunklen Wolken
Im britischen Ascot zum Pferderennen geradezu Pflicht: Hüte für die Damen, Zylinder für die Herren - bei jedem Wetter. © imago/Frank Sorge
Maximilian Mogg im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 20.12.2019
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Basecap oder Wollmütze: Zwischen diesen beiden Kopfbedeckungen wählen Männer heutzutage. Hüte sind nicht mehr in Mode. Der Berliner Herrenschneider Maximilian Mogg bedauert das - und erklärt, wann man keinesfalls auf einen Zylinder verzichten sollte.
In den 1960er-Jahren ging man noch mit Hut ins Fußballstadion. Heute gelten Hüte schnell als "affektiert", wie der Berliner Herrenschneider Maximilian Mogg von seinen jungen Kunden öfter zu hören bekommt. Man wolle nicht wie Humphrey Bogart erscheinen. Allerdings kennt Mogg, der für seine Maßanzüge feinstes Tuch verwendet, durchaus Männer, die begeistert Hut tragen. Worauf es dabei ankommt?
"Der Hut, genauso wie die Brille oder ein Hemdenkragen, die sind direkt am Gesicht und müssen sowohl zur Hautfarbe als auch zu der Augen- und Haarfarbe passen – und gleichzeitig noch das Gesicht schön rahmen."
Der Schauspieler Humphrey Bogart im Profil, mit Hut, schwarz-weiß. Sein Hut wirft einen Schatten an die Wand.
Mann mit Hut: Humphrey Bogart in "Der Malteser Falke" (1941). Heute fürchten junge Männer, affektiert zu wirken, wenn sie einen Hut à la Bogart tragen.© imago/Mary Evans/ AF/Archive
Zu seiner Kleidung, deren Stil englisch inspiriert sei, würde am besten ein klassischer Fedora passen, meint Mogg. Und er hat noch einen Grundsatz: "Ich würde niemals einen Cut ohne Zylinder tragen." Das gelte natürlich insbesondere für Pferderennen, zum Beispiel im feinen britischen Ascot, wo sich Moggs Kunden, wie er sagt, durchaus aufhalten.

Befreiung aus alten Strukturen

Doch warum ist der Hut generell aus dem Straßenbild verschwunden? Der größer werdende Mittelstand in den 1960er- und 70er-Jahren, so Mogg, habe ein Auto besessen und musste einfach keinen Hut mehr tragen. Man sei außerdem nicht mehr so häufig zur Kirche gegangen. Und man habe sich aus alten Strukturen befreit.
(bth)

In Stuttgart ist vom 20. Dezember an eine Ausstellung zu sehen: "Hut ab" im Haus der Geschichte Baden Württemberg, bis 2. August 2020.

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