Steuerhinterziehung

    Hoeneß schuldet Fiskus noch mehr Steuern

    Auf dem Bild ist Uli Hoeneß im Gerichtssaal in München zu sehen.
    Uli Hoeneß vor Gericht in München © dpa / picture alliance / Christof Stache
    11.03.2014
    Es ist nicht mehr sehr wahrscheinlich, dass es zu einer Urteilsverkündung am Donnerstag kommen werde, sagt Gerichtssprecherin Andrea Titz und betont: "Es ist durchaus davon auszugehen, dass weitere Termine erforderlich sein werden."
    Nach Angaben einer Rosenheimer Steuerfahnderin hat der Präsident des FC Bayern München eine vor über einem Jahr erstellte Datei zu seinem geheimen Konto in der Schweiz erst kurz vor dem Prozess vorgelegt. Zu einer schnellen Urteilsverkündung von Richter Rupert Heindl an diesem Donnerstag wird es vor dem Münchner Landgericht wohl nicht kommen. Hoeneß habe ein "Pokerface" aufgesetzt und zeige am zweiten Verhandlungstag kaum Nervosität, berichtet unser Reporter Michael Watzke aus München vom Prozess. Ein reuiger Sünder, der mit dem Prozess befasst ist, sei Hoeneß nicht, denn der würde sich auch den Besuch des Champions League Spiel des FC Bayern gegen Arsenal London sparen: Uli Hoeneß tue das nicht.
    23,7 Millionen Euro, nicht 18,5 Millionen
    Die Steuerschuld von Uli Hoeneß liegt nach Angaben der Rosenheimer Steuerfahnderin vor dem Münchner Landgericht noch höher als vom Bayern-Präsidenten eingeräumt. Hoeneß schulde dem Fiskus mindestens 23,7 Millionen Euro und nicht 18,5 Millionen. Zu den 23,7 Millionen Euro, die aus neuen Unterlagen von der Rosenheimer Steuerfahndung errechnet worden waren, kommen demnach noch die 3,5 Millionen Euro aus der ursprünglichen Anklage gegen den Bayern-Präsidenten hinzu.
    Informationen über Schweizer Konto
    Mit einem roten Wäschekorb voller Akten betrat die Steuerfahnderin am Dienstagmorgen den Münchner Justizpalast. Vor rund einer Woche habe Hoeneß' Verteidigung den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto zukommen lassen, berichtete sie. Die "Grunddateien" der PDF-Dokumente seien aber schon am 18. Januar 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden, bemerkte die Beamtin. Das habe die EDV-Abteilung der Finanzbehörde festgestellt. "Bislang hat man ja immer gesagt, die Bank habe das gar nicht erstellen können", erklärte Titz.
    Die hatte dem Präsidenten des FC Bayern München in ihrer Anklage noch vorgeworfen, 3,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen zu haben. Nach dem ersten Prozesstag aber ist klar: Das war nur die Spitze des Eisbergs. Hoeneß hat nun selbst eingeräumt, rund das Fünffache hinterzogen zu haben. 18,5 Millionen Euro hat er nach eigenen Angaben dem deutschen Fiskus vorenthalten.
    Überraschendes, weitreichendes Geständnis
    Die Finanzbeamtin, die an diesem Dienstag aussagen soll, ist bereits die letzte von vier geladenen Zeugen. Ursprünglich hatte der Vorsitzende Richter Rupert Heindl geplant, schon an diesem Donnerstag das Urteil gegen den Fußball-Funktionär zu verkünden. Ob sich durch das überraschende, weitreichende Geständnis etwas am Zeitplan ändert, war nach Angaben des Gerichts zunächst unklar. Gespannt wird nun verfolgt, ob eine Tendenz zu erkennen ist, inwieweit die von Hoeneß gestandenen neuen Millionenbeträge die Verhandlung beeinflussen.
    Die Selbstanzeige von Hoeneß sei allerdings unwirksam, berichtet unser Korrespondent Florian Hartmann. Eine solche Anzeige könnte keine strafbefreiende Wirkung mehr entfalten, wenn die Tat bereits entdeckt sei. Weiter müsse eine Selbstanzeige auch vollständig sein, das sei nicht der Fall.
    Zerplatzte Seifenblase - Aufsichtsräte des FC Bayern wollen Urteil abwarten
    Die Selbstanzeige falle jetzt in sich zusammen, Hoeneß habe nur einen Bruchteil seiner hinterzogenen Steuern angegeben, kommentiert Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion "Süddeutsche Zeitung". Damit habe die Anzeige vom Januar 2013 keine strafmildernde Wirkung mehr. Die zentrale Frage sei, warum Hoeneß nicht früher zu dieser Offenheit bereit war.
    Der Aufsichtsrat des FC Bayern München will trotz der neuen Enthüllungen im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß vor einem Urteil keine Entscheidungen in der Causa treffen. Auch einen Tag nach dem spektakulären Geständnis des Aufsichtsratschefs, wollte sich zumindest öffentlich kein Vertreter des Gremiums zur Zukunft von Hoeneß äußern.
    In der Sendung "2254" haben wir heute Nacht unsere Zuhörer gefragt, ob sie erwarten, dass Hoeneß zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wird oder ob sie glauben, dass er einen Prominenten-Bonus bekommt und die Strafe eher milde ausfällt. Erstaunlich, so unser Moderator Dieter Kassel, sei, dass einige Zuhörer eine milde Strafe für Hoeneß erwarten: Hören Sie hier die Antworten nach!
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    Hier eine Übersicht von Tweets zum Thema "Hoeneß" auf Twitter: https://twitter.com/search?q=%23Hoeness
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