Start-up-Stipendium

Neue Filme aus Babelsberg

Logo des Studio Babelsberg im Eingangsbereich der Studios
In den Studios in Babelsberg entstanden legendäre Ufa- und Defa-Filme. © JOHANNES EISELE / AFP
Von Bernd Sobolla · 17.02.2015
"Sehr gute Filme", kann es einen schöneren Namen für eine Filmproduktionsfirma geben? Auf dem Studiogelände in Babelsberg hat sie ein Büro erhalten, unter idealen Bedingungen und öffentlich gefördert soll sie sich entwickeln. Es handelt sich um ein Pilotprojekt.
"Meine Frau, die glaubt mir das nicht. Die sagt: Das ist alles ausgedacht, die ganzen Telefonate. Die hat gedacht, ich habe mir einen schönen Abend gemacht mit dir, mit dem Sven."
"Na, den Sven hast du aber schön gerne, nicht?"
"Ihr habt doch alle eine Meise."
Mit der sozialromantischen Komödie "Dicke Mädchen" eroberte "Sehr gute Filme" viele Filmfestivals, gewann diverse Preise und schaffte sogar den Sprung ins Kino. Der Erfolg brachte die vier verantwortlichen Filmstudenten noch näher zusammen, wie die Produzentin Anne Baeker erläutert.
"Dicke Mädchen" ist entstanden und wir haben uns überlegt, es muss irgendeinen Überbau dafür geben. Und dann haben wir eine Firma gegründet.
"Sehr gute Filme", das sind der Regisseur Axel Ranisch, der Kamermann Dennis Pauls, der Schauspieler Heiko Pinkowski und die Produzentin Anne Baeker. Als sie ihr Studium an der Filmuniversität Potsdam-Babelsberg abgeschlossen hatten, bewarben sie sich im letzten Jahr mit siebzehn weiteren Produktionsfirmen für das "Startbüro", das die Filmuniversität ausgeschrieben hatte. Dieses "Startbüro" soll Alumni der Filmuniversität den Sprung in die Branche erleichtern. Mit einem Stipendium, das für ein Jahr mietfreie Räume auf dem Studiogelände bietet sowie die Übernahme der Betriebskosten und 10.000 Euro als Projektzuschuss. Dass sich die Produktionsfirma 'Sehr gute Filme' gegen die die anderen Mitbewerber durchsetzte, lag vor allem am Konzept für ihr neues Filmprojekt, wie Eike Wolf, der Pressesprecher der Studio Babelsberg AG betont.
"An diesem Projekt konkret hat uns die Crossmedialität interessiert. Das heißt, es wird gerade, jetzt auf der Berlinale haben wir auch mitbekommen, sehr stark die Verwertungsplattformen und Möglichkeiten von Content, von Filmen diskutiert. D.h. wo werden in Zukunft Filme oder eben Serien entsprechend dem Zuschauer gezeigt? Und wo bekommt er entsprechend auch Verwertungsmöglichkeiten als Produzent? Und dieser Ansatz von 'Sehr gute Filme' hat insofern das Gremium überzeugt, dass sie von Anfang an crossmedial denken. Das heißt, sie denken sofort an eine digitale Distribution, sprich im Internet. Aber eben auch natürlich in Zusammenarbeit mit einem TV-Sender."
'Sehr gute Filme' arbeiten jetzt nämlich an einer kleinen Serie, die den Titel „Eheberater" trägt. Sechs Episoden jeweils 20 Minuten lang.
Zwei Drehorte, drei Schauspieler und eingeschlafene Leidenschaften
In "Eheberater" geht es um eine Paartherapie. Ein Pärchen mittleren Alters hat Probleme in der Ehe und besucht eine Paartherapie. Und dann gibt es halt Szenen im Therapieraum und im Schlafzimmer. Und die beiden Orte sollen halt, das ist jetzt unsere Idee, getrennt voneinander: Also die in der Therapie werden dann im Fernsehen ausgestrahlt, die im Schlafzimmer im Internet – oder andersherum. Wenn du wissen willst, was passiert denn hinter dem Vorhang im Schlafzimmer, dann kann man sich halt im Internet die Sachen im Schlafzimmer anschauen. Und wenn man nur wissen will, was in der Therapie passiert, dann guckt man es sich nur im Fernsehen an.
Das Ganze inszeniert als flotte Tragikomödie: zwei Drehorte, drei Schauspieler und eine Menge eingeschlafener Leidenschaften. Mit Hilfe des Stipendiums "Startbüro" soll im kommenden Jahr das Treatment entwickelt, ein Teaser gedreht und das Projekt bei TV-Sendern vorgestellt werden. Und Anne Baeker glaubt, dass sie dafür den optimalen Ort gefunden haben.
"Irgendwie fühlt es sich auf jeden Fall geil an; man kommt an der Quentin-Tarantino-Straße vorbei. Medienboard ist ja schon mal ganz wichtig - Förderung für diverseste Sachen - das ist total praktisch, die als Nachbarn zu haben. Studio Babelsberg fanden wir total reizend, weil, es schwirrt in unserem Kopf auch die Idee eines Hollywoodstreifens. Also jetzt nicht fürs nächste Jahr, aber für die die ferne Zukunft. Es gibt lauter so Ansätze, wo man das Gefühl hat, da sind die richtigen Partner drum herum."
Doch ob Babelsberg oder Hollywood, fortan wird das "Startbüro" in jedem Jahr eine junge Filmproduktionsfirma unterstützen. Schon in der zweiten Jahreshälfte erfolgt die Ausschreibung für das nächste Stipendium.
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