Start der Plattform "Podimo"

Noch ein selbsternanntes "Netflix für Podcasts"

35:49 Minuten
Kopfhörer die zwischen buntem Konfetti auf dem Boden liegen.
Fehlstart hingelegt: Podimo wollte das "Netflix für Podcasts" werden, aber deutsche Podcaster sträuben sich gegen das Vorgehen der Firma. © unsplash/Ryan Quintal
Von Anna Bühler, Heiko Behr und Carina Fron · 22.11.2019
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Die Firma Podimo hat mit ihrem Start die deutsche Podcast-Landschaft gegen sich aufgebracht. Woran das liegt, erklärt Medien- und Podcastforscherin Nele Heise. Doch warum hält Podimo-Deutschlandchef Nicolaus Berlin den Start trotzdem für gelungen?
Die Ankündigung der dänischen Podcast-Plattform Podimo waren vollmundig, als sie Mitte November in Deutschland startete: "Podimo stellt Podcaster vorne an", "Verdiene Geld mit Deinem Podcast" und "Wir finden, dass jeder Podcaster für seine großartigen Inhalte honoriert werden sollte".
Wie viele internationale Mitbewerber von Spotify bis Luminary möchte auch Podimo gleich mehrere bekannte Probleme im wachsenden Podcast-Angebot lösen: Einerseits sollen Urheberinnen und Urheber mit ihren Podcasts leichter Geld verdienen können. Die Einnahmen aus dem monatlichen Abo für die Podimo-App sollen zumindest teilweise an die teilnehmenden Podcasts auf der Plattform ausgeschüttet werden.
Andererseits will Podimo für Hörerinnen und Hörer passende Podcasts finden und vorschlagen - als eine Mischung aus datengetriebener und menschlicher Kuration. Ein Ansatz, den auch der schwedische Streaming-Gigant Spotify mit seinem Podcast-Angebot mittlerweile verfolgt.

Podcasts kritisieren Vorgehen von "Podimo"

Trotz der vollmundigen Versprechen der Plattform: Podcasts wie "Lage der Nation" kritisierten Podimo auf Twitter direkt nach dem Deutschland-Start recht deutlich für ihr Vorgehen. Die Plattform hatte bereits viele Podcasts ungefragt und ohne explizite Zustimmung der Produzentinnen und Produzenten in die eigene (teil-)kommerzielle App aufgenommen. Wer nicht Teil des Angebots sein wollte, musste sich aktiv bei Podimo melden und der Auflistung dort widersprechen.
Das Vorgehen war aber nicht nur aus der Sicht derjenigen problematisch, die ihre Produktionen explizit nur unter einer Lizenz für nicht-kommerzielle Zwecke zur Verfügung stellen. "Wenn eine Plattform zumindest zum Teil kommerziell orientiert ist, diese Inhalte aber erst einmal einbindet, um einen beeindruckend großen Katalog zum Start der Plattform zu haben, dann hat man sich auch ein bisschen wenig mit den rechtlichen, lizenzrechtlichen Voraussetzungen dafür auseinandergesetzt", kritisiert die Medienforscherin Nele Heise.
Für sie ist der laute Widerspruch ein Signal dafür, dass die dänische Plattform vor ihrem Start womöglich zu wenig Kontakt zu deutschen Produzentinnen und Produzenten hatte: "Ich glaube, die Debatte darüber, was eine faire Vergütung wäre, was ein spannendes und faires Modell gewesen wäre, die hätte im Vorfeld in der Breite diskutieren können. Ich finde es auch bezeichnend, dass Formate wie 'Lage der Nation' dann eben sagen: 'Nein, da machen wir nicht mit.' Da ist dann doch etwas schief gelaufen in der Kommunikation im Vorfeld, wenn solche Reaktionen kommen."

Podimo-Deutschlandchef: "Traurig, wenn es keinen interessiert hätte"

Jenseits von Erlösmodellen sowie lizenz- und urheberrechtlichen Fragen wurde die Debatte um das Podimo-Geschäftsmodell auch zur Grundsatzdebatte, unter anderem im deutschsprachigen Podcast-Forum "Sendegate": Kann und sollte eine Podcast-App mit eigener Registrierung und Bezahlmodell das allgemein zugängliche Angebot von Podcasts nutzen können, um das eigene geschlossene Angebot zu erweitern? Für viele Podcasterinnen und Podcaster scheint die klare Antwort zu sein: Nein.
Trotz der massiven Kritik gibt sich Nicolaus Berlin zufrieden mit dem Deutschland-Start von Podimo: "Traurig wäre es gewesen, wenn es keinen interessiert hätte und somit sind wir gerade auf einem guten Weg."
Er betont, dass das Unternehmen weiterhin in den direkten Dialog mit Podcasterinnen und Podcaster treten will: "Wir wollen ganz gezielt den Kontakt mit jeder Person suchen, die in Deutschland Podcasts produziert, weil unser Ziel ist es, mit diesen ganzen Podcastern zusammen zu arbeiten. Wir bevorzugen niemanden, sondern die Liste ist einfach nur verdammt lang und wir arbeiten hart daran, so schnell wie möglich alle zu kontaktieren."

Podcast-Anfänge: Von szenisch über musikalisch bis persönlich

Außerdem beschäftigen sich Anna Bühler und Heiko Behr in dieser Ausgabe "Über Podcast" mit Podcast-Anfängen und reden über Einstiege, die sie als Hörerinnen und Hörer begeistert haben. Ist der szenische Einstieg wirklich immer ein Spannungsgarant? Schafft ein Intro mit Persönlichkeit mehr Nähe als eine technisch noch so perfekte Collage?

Die erwähnten und besprochenen Podcasts:

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