Springen

Im Kick der Bewegung

Ein junger Mann springt von einem Sprungturm in einen See.
Ein junger Mann springt von einem Sprungturm in einen See. © Tommaso Fornoni / Unsplash
Von Olga Hochweis · 19.08.2018
Fallschirm- und Turmspringen, Hoch- und Weitsprung, Bungee-Jumping oder das gute alte Gummi-Twist auf dem Schulhof: die Varianten und Techniken des Springens sind so zahlreich wie die Menschen, die sie ausüben.
Kaum eine Sportart kommt ohne das Springen aus: angefangen beim Kopfsprung des Schwimmers bis hin zu den unverzichtbaren Sprüngen in sämtlichen Ballsportarten.

Doch nicht nur um sportliche Leistung geht es

Der Sprung vereint Extreme, Begeisterung genau so wie höchste Not: den buchstäblichen (als auch sprichwörtlichen) Freudensprung ebenso wie den Rettungssprung in letzter Minute auf das Rettungstuch der Feuerwehr und nicht zuletzt den willentlichen Sprung von der Brücke in den Tod.
Die pure Bewegung transportiert Willen und die existentielle Kraft des Moments. Und für viele auch den Wunsch nach dem besonderen Kick: ob es der spektakuläre Base-Jump von höchsten Berggipfeln ist oder gewagte Sprung vom Felsen ins Meer.

Apropos Sprung ins kalte Wasser

Das Springen spielt auch ganz ohne reale Bewegung eine große Rolle - in der Sprache. Das ist der springende Punkt in der Songauswahl im Sonntagmorgen. Ob es um den fahrenden Zug geht, auf den jemand aufspringt oder die Fähigkeit, über seinen eigenen Schatten zu springen. Für uns ist jeder wechselnde Aspekt nur ein Katzensprung zwischen zwei Songs. Und die klangliche Dynamik gibt es inclusive.

Rätsel

Sie hörten Marta Kubišová mit "Modlitba pro Martu", dem Gebet für Marta. So heißt dieses Lied, das im Text Friede und Liebe für das ganze Land ersehnt und darum bittet, dass Hass und Neid vergehen. Es wurde ein Schlüssellied für den Prager Frühling, vor allem nachdem im August 1968, vor nun fast genau 50 Jahren, die Truppen des Warschauer Pakts und der Roten Armee die Reformbewegung niederschlugen. Marta Kubišová, eine damals junge gefeierte Sängerin, kam danach persönlich in große Schwierigkeiten, denn sie hatte sich mit dem Mann gezeigt, der für den demokrattischen Wandel gestanden hatte, Alexander Dubček.


Kubišová sagte: "Der Staatsicherheit sah in mir ein Symbol für 1968. Als ich Dubček einen Blumenstrauß brachte, war das angeblich eine politische Geste. Ich wollte ihn nur sehen und die von der Staatsicherheit hatten kein Mitleid."
Alexander Dubček (l), Marta Kubišová und Vaclav Havel in Prag
Der Führer der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Alexander Dubček (l), Sängerin Marta Kubišová und Dramatiker Vaclav Havel 1989 in Prag. © picture alliance/dpa/Foto: CTK
Marta Kubišová erhielt 1968 Auftrittsverbot, wurde diffamiert, erlebte eine Verleumdungskampagne, schlug sich durch mit diversen Jobs. Zog sich zurück, auch wenn sie noch die Charta 77 unterzeichnete. Und doch: Es gab ein Happy-End, was uns zu der Rätselfrage führt: Bei welchem Anlass konnte Marta Kubišová ihr Lied "Gebet für Marta" Jahre später erstmals wieder öffentlich aufführen? Wir suchen nicht das genaue Datum, sondern das Ereignis, bei dem dieser historische Auftritt stattfand.
Auflösung: Marta Kubišová sang "Gebet für Marta" während der Demokratiebewegung, der Samtenen Revolution, auf dem Balkon des Melantrich-Hauses auf dem Prager Wenzelsplatz.

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Stichwort: Sonntagmorgen