Adipositas

Wie Sport übergewichtigen Kindern hilft

Die übergewichtigen Kinder und Jugendlichen treiben Sport in einer Turnhalle, aufgenommen im Zuercher Adipositas Camp fuer Kinder in Zweisimmen, Kanton Bern
Das Sportprogramm “Fidelio Adipositas” richtet sich an übergewichtige Kinder. © dpa / picture alliance / Christian Beutler
Von Anja Schrum |
Verspottet, gemobbt, gedemütigt: Oft werden übergewichtige Kinder und Jugendliche ausgegrenzt. Fast sechs Prozent haben in Deutschland sogar Adipositas, also krankhaftes Übergewicht. Wie sollten passende Bewegungsangebote aussehen?
Sonntagvormittag im Sport-Gesundheitspark in Berlin-Wilmersdorf. Neben Trainer Lukas stapeln sich Tennisbälle. Um ihn herum hocken Frieda, Effe, Etan, David, Hashem und die anderen. 

Die Kinder feuern die Tennisbälle quer durch die kleine Sporthalle. Dann schnappen sie sich die mit einer Gummifläche bespannten Taiji-Schläger und rennen los. Fangen die Tennisbälle wieder ein und balancieren sie auf dem Schläger von einer dicke, blauen Sportmatte zur nächsten. Keine leichte Aufgabe.
Endre Puskas verfolgt das Spiel vom Hallenrand aus:

„Das sind die Neun- bis Elfjährigen. Eine halbe Stunde sind sie hier drin. Das heißt, in drei, vier, fünf verschiedene Sportarten powern sie sich aus. Im Sommer nehmen sie die Sachen mit raus, auf den Rasen, machen dort die Sportarten.“

Ein Sportprogramm für übergewichtige Kinder

“Fidelio Adipositas” heißt das Sportprogramm, das die Kinder hier in Schwung bringt. Alle acht sind stark übergewichtig beziehungsweise adipös, also krankhaft übergewichtig.

Trainer Lukas feuert die Jungen und Mädchen an. Sorgt dafür, dass alle in Bewegung bleiben. Sie sollen sich auspowern und dabei – meist im Team - Erfolge erleben. 

Wenn sie das nicht haben, macht der Sport keinen Spaß. Übergewichtige Kinder haben meistens drei, vier, fünf, sechs Vereine ausprobiert. Und wenn Sie zehn, 15, 20 Kilo mehr wiegen als die Gleichaltrigen, wer hat dann Erfolg? Wer springt höher? Wer läuft schneller, wer spielt am Wochenende, wer spielt nicht? Wer sitzt auf der Bank? Wer wird Torwart, weil er nicht laufen kann so schnell wie die anderen? Und das ist genau der Punkt, was wir nicht haben. Bei uns sind sie alle gleich.

Trainer Lukas

Seit gut 25 Jahren betreut Endre Puskas das Fidelio-Sportangebot für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht und Adipositas. Zweimal pro Woche bewegen sich die Kinder 90 Minuten lang im Sport-Gesundheitspark, durchlaufen dabei als Gruppe verschiedene Trainingsräume. Der Sportwissenschaftler führt durch das Gebäude. 
Der Ton ist freundlich-neckend. Kein: Du sollst dies, du musst das! Schließlich sollen die Kinder hier Spaß haben und gerne kommen.
Sonntagmorgens geht es mit den Sechs- bis Achtjährigen los. Später dann sind die älteren dran. Gut 200 Kinder trainieren hier regelmäßig.

„Eine halbe Stunde sind sie in der Halle. Dann haben sie 15 Minuten in der Ergometrie, mit der Ernährungsberatung. Jetzt geht es um die Wirbelsäule. Ich mache es mal im Spiegel vor.“

Wie sich Knie- und Rückenprobleme vermeiden lassen

Vor dem Spiegel im Gymnastikraum macht Endre Puskas seinen Rücken rund, lässt die Schultern nach vorne kippen. Sein Bauch wölbt sich automatisch nach vorn. Sieht vielleicht lässig aus, sagt der Sportwissenschaftler, aber wer als Kind so geht, der werde später Knie- und Rückenprobleme bekommen:

Wir müssen natürlich die Stabilisatoren für die Wirbelsäule, also Rücken, Bauch, Hüfte und Gesäß extra noch mal kräftigen. Beine und Arme haben wir bei den Spielformen in der Halle immer dabei. Das heißt, wir müssen Wirbelsäulen-Gymnastik mit dem eigenen Körpergewicht machen.

Sportwissenschaftler Endre Puskas

In der Sporthalle hat Trainer Lukas derweil die kleinen Tennisbälle gegen einen Basketball getauscht. Statt im Korb soll der Ball auf der Matte landen. In den Händen eines Spielers des eigenen Teams. Nur wenn der- oder diejenige auf der Matte auch wirklich fängt, gibt es einen Punkt.

„Wir können den Punkt nur geltend machen, wenn wir die Sieben-Sekunden-Regel erfüllen. Das heißt: Wenn das ganze Team, das gerade den Punkt erzielt hat, zurück zur eigenen Matte rennt und innerhalb von sieben Sekunden auf der Matte steht.“


Lukas verschärft die Regeln, damit sich auch wirklich alle bewegen. Und niemand rumsteht.

“Zapping”-Training nennt Sportwissenschaftler Puskas das Angebot, das er im Laufe der Jahre für Kinder mit Übergewicht entwickelt hat. “Technik interessiert mich nicht”, sagt der Sportwissenschaftler.
Wenn jemand falsch dribbelt - egal. Auf die Bewegung komme es an.

„Alles in die Spielform einbinden, alles mit kleinen Erfolgen, sodass die auch immer in dieser Motivation bleiben. Mache etwas nicht zu lange, keine 20 Minuten ein Spiel. Mache vier oder sechs Minuten, aber wiederhole das Spiel. Und wenn du wiederholst, ändere eine Kleinigkeit, das heißt, gib denen immer neue Erfolge.“ 

Oft werden übergewichtige Kinder stigmatisiert

Die Lebenswelt vieler übergewichtiger Kinder ist geprägt von Anfeindung und Ausgrenzung. Sie werden verspottet, gemobbt, gedemütigt. Vor allem aber werden sie stigmatisiert.
Selbst Lehrkräfte schätzen Kinder mit Übergewicht meist als weniger leistungsfähig ein. Vielen gelten sie als faul und doof. Spott und Ausgrenzung wiederum münden in Selbstzweifeln und Frust-Essen. Ein Teufelskreis. Bewegung und Sport dagegen stärken das Selbstbewusstsein, ist Endre Puskas überzeugt. 
Nach den Ballspielen geht es in den nächsten Raum, auf die Fahrradergometer. Die Sportwissenschaftler nutzen die Zeit, in der die Kinder konzentriert auf den Rädern strampeln, für ein paar Ernährungsinfos. Gerne als Quiz verpackt.

Es geht auch um Essensroutinen

An diesem Tag geht’s um Essensroutinen:

Puskas: „Esst ihr was vor der Schule und was esst ihr vor der Schule? Willst du mal anfangen, Frieda?“

Frieda: „Meistens esse ich nur so ein Buttercroissant aus dem Laden. Manchmal esse ich zu Hause auch ein Brot.“ 

Wie oft sollte man essen, wie viele Zwischenmahlzeiten sind okay? Was sind gesunde Snacks für Zwischendurch? All das klärt Trainer Lukas mit den Kindern.
Endre Puskas: 

„Letzten Monat haben wir verschiedene Sachen auf den Tisch gelegt, die jeder kennt. Fertigpizza, Apfelschorle, auch Süßigkeiten-Riegel.“

Die Jungs und Mädchen sollten raten, wie viele Schritte sie gehen müssten, um die Kalorien eines solchen Riegels wieder abzubauen. 

Es sind 10.900 Schritte für diesen Riegel gewesen. Es waren 70 Minuten Fahrradfahren, über eine Stunde ohne Pause - und es waren 24 Minuten Schwimmen vom Beckenrand zu Beckenrand. Wenn ich das höre, dann überlege ich es mir, esse ich den Regel, esse ich die Hälfte vielleicht. Wenn ich den ganz esse - was kommt auf mich zu? Dann sollte ich etwas im Laufe der Woche tun …

Sportwissenschaftler Endre Puskas

Auch die Eltern bekommen Ernährungsinfos

Altersgerecht und spielerisch verpackte Infos. Auch die Eltern bekommen per Mail ausführliche Hintergrundinformationen in Sachen Ernährung.
Denn ohne die aktive Unterstützung zu Hause läuft nichts. Gerade die Mütter geben sich häufig die Schuld an dem Übergewicht ihrer Kinder, weiß Puskas. Das Thema sei schambesetzt.

Sprechen möchte darüber an diesem Tag niemand.

Es gehe aber nicht darum, schnell Kilos zu verlieren, betont der Sportwissenschaftler. Diäten sind bei Kindern nicht angezeigt. Im schlimmsten Fall führen sie zu Essstörungen. Es reicht zunächst, wenn die Kinder ihr Gewicht halten, wenn sie sich wohlfühlen in ihrem Körper, sportlich aktiver werden. Und selbstbewusster. 

„Wir arbeiten in Jahren. Das heißt, bei den jüngeren Kindern, bei den Sechs- bis Achtjährigen, das brauchen wir eineinhalb bis zwei Jahre. Und bei den älteren Jugendlichen, also bei den 14- bis 17-Jährigen, da sind es drei bis vier Jahre.“
Die Leichtathletikanlage der Deutschen Sporthochschule Köln. Junge Sportlerinnen und Sportler machen sich Mut für den Eignungstest - die Voraussetzung für ein Studium hier.

Im ersten Stock des Leichtathletik-Stadions befindet sich das Büro von Professorin Christine Joisten. Die Sportmedizinerin leitet die Abteilung für Bewegungs- und Gesundheitsförderung.
Einer ihrer Forschungsschwerpunkte sind Kinder und Jugendliche mit Übergewicht oder Adipositas. Rund 15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland gelten als übergewichtig oder adipös. Allerdings finden sich regionale und auch soziale Unterschiede.

„Wir können von einer breiten Durchmischung von Schulklassen ausgehen. Wir hatten auch Hauptschuluntersuchungen gemacht, auch im Umland, im Rhein-Sieg-Kreis. Da waren wir schon bei über 30 bis fast 40 Prozent in Hauptschulen. Das heißt, diesen Einfluss Bildung sehen wir da auch.“ 

Der Einfluss der Coronapandemie

Viele Expertinnen befürchten, dass die Zahlen im Zuge der Coronapandemie angestiegen sind. Wenig Sportunterricht, geschlossene Schwimm- und Turnhallen, gesperrte Bolzplätze. Stattdessen: Sitzen vor Computer, Tablet, Smartphone.
Joisten hat die Zahlen analysiert: 

„Das Hauptproblem vor allem hier in Deutschland war, dass durch die Lockdowns die neuen Kinder nicht kamen, also die im Kindergarten und Grundschulalter, nicht ins Kinderturnen oder in den Fußballverein kamen. Die brachen weg durch die Lockdowns. Ob das jetzt schon wieder aufgeholt wurde, ist wahrscheinlich regional sehr, sehr unterschiedlich. Ich glaube, es stabilisiert sich zunehmend, aber auf einem schlechteren Niveau.“ 
Christine Joisten, eine der Herausgeberinnen des Kinder- und Jugendsportberichts der Krupp-Stiftung, bei einer Pressekonferenz in der Villa Hügel
Sportmedizinerin Christine Joisten sieht Veränderungen durch die Coronapandemie.© Imago / Bernd Thissen
Ein Mangel an Bewegung plus ein Zuviel an Kalorien – zu viele Süßigkeiten, fettes Essen, zuckerhaltige Getränke - das bringt die Energiebilanz des Körpers aus dem Lot. Die gesundheitlichen Folgen für die betroffenen Kinder und Jugendlichen ähneln denen der Erwachsenen:

Sie können davon ausgehen, dass ein Viertel dieser Kinder Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, also Fett-Stoffwechselstörungen hat. Eines von 100 Kindern hat einen manifesten Typ zwei Diabetes. Das ist das, was wir noch als Altersdiabetes in der Medizin gelernt haben. Man muss sagen: Je älter ein Kind wird, je mehr es im Jugendalter ist, umso mehr von diesen Krankheiten kommen.

Sportmedizinerin Christine Joisten

Auch Joisten und ihr Team betreuen Kinder und Jugendliche mit Übergewicht oder Adipositas sowie deren Eltern. Dabei geht es um Ernährungsgewohnheiten, Portionsgrößen etwa oder zuckerhaltige Getränke, aber auch um ein Mehr an Bewegung. Einmal im Monat steht “Familiensport” auf dem Programm. Dann sollen auch die Eltern schwitzen. 

„Die Idee dahinter ist auch zu zeigen, dass es viel Spaß macht und dass man vielleicht auch als Familie mal auf die Idee kommt, das könnte man ja wiederholen. Nehmen Sie so etwas wie Geocachen, Longboard fahren und solche Dinge. Wir machen also lauter solche Dinge, die man sehr gut auch in den Alltag oder in die Familie übertragen kann.“

Doch wichtig sei nicht nur eine individuelle Verhaltensänderung. Auch die Verhältnisse unter denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, müssen sich ändern, fordert die Sportmedizinerin. 

Was sich ändern muss

„Das heißt, wir müssen hinkommen, dass der Sportunterricht attraktiv ist, dass Ganztagsangebote da sind, dass aber auch die Lebensräume so ausgestaltet werden, dass sie zu mehr Bewegung einladen. Wenn also in sozialen Brennpunkten die Spielplätze nicht attraktiv sind, dann geht da niemand hin.“ 
Bei älteren Kindern und Jugendlichen können es Bolzplätze, Basketball-Käfige, Skate-Bahnen, Tischtennis-Platten sein. Oder verkehrsberuhigte Straßen und Plätze: 

„Dass man die Bewegungsräume draußen attraktiver gestaltet, Radwege sicher macht und solche Dinge. Und eben dieses Leistungsorientiertere im Sportunterricht ein bisschen zurückfährt. Und wenn ich da einen Wunsch auch noch zum Schluss äußern darf: Manchmal würde ich mir wünschen, dass das Leistungsorientierte in Vereinen auch runtergefahren wird.“ 

Eine Schulsporthalle in Berlin-Spandau. Weil die Zahl übergewichtiger Kinder nach Corona zu steigen scheint, gibt es in immer mehr Berliner Bezirken dezentrale Fidelio-Bewegungsangebote.

Jeden Donnerstag um 16.30 Uhr beginnt für die Sechs- bis Achtjährigen das Bewegungstraining in der Turnhalle des Freiherr-von-Stein-Gymnasiums.

Im Vorraum der Sporthalle warten die Eltern. Die Mutter der siebenjährigen Ella zum Beispiel. Für sie ist wichtig, dass das Angebot hier kostenlos ist, finanziert vom Bezirk: 

„Wenn man mehr Sport mit dem Kind und andere Aktivitäten machen möchte, kann das auch schon ganz schön teuer werden - gerade so ein Schwimmkurs. Als Prävention gegen Adipositas ist das wirklich wichtig, dass das für alle zugänglich ist.“

Sport ohne Druck

Die kleine Stella ist erst zum vierten Mal beim Training. Es mache ihr richtig Spaß, erzählt ihr Vater, der am Hallenrand auf die Sechsjährige wartet: 

„Sie kann sich frei bewegen, das findet sie toll. Es ist weniger Zwang als in der Schule - und es sind auch viel weniger Kinder da.“

Sport ohne Druck. Bei dem man nicht fürchten muss, als Letzter gewählt zu werden, weil man nicht so schnell rennen kann.
Stella ist erst sechs Jahre alt und hat schon den einen oder anderen Spruch zu hören bekommen: 

„So etwas wie langsame Schnecke oder kleines Moppelchen. Erste Klasse, das geht ganz fix los.“ 

Der Kinderarzt wies die Familie daraufhin, dass die Sechsjährige sich mehr bewegen müsse.
Die Sportvereine sollten weniger leistungsfixiert sein, findet Stellas Vater.

Nach der Fangen-Runde lässt Trainer Denis die Kinder ein paar Liegestütz machen. Adipositas-gerecht. Die Knie dürfen auf dem Boden bleiben, während der Körper nach oben gedrückt wird.
Dann ist Trinkpause. Nur Wasser, keine zuckerhaltigen Getränke, lautet die Regel. Alle sechs Monate werden die Kids gewogen, der BMI ermittelt, Körperfettanteil und Muskelmasse bestimmt. Außerdem die Fitness getestet.

Digitale Schulungen des Leipziger Vereins "Klaks"

Der Leipziger Verein „Klaks“ bietet seit fast 20 Jahren Prävention und Therapie im Bereich Übergewicht / Adipositas an. Seit Januar 2024 aber geht man neue Wege.
Wie sich die Schulungen digital anpassen lassen, erforscht die Sportwissenschaftlerin Sabine Pawellek im Rahmen ihrer Promotion. Betreut wird sie dabei von Hagen Wulff von der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig.

Es gibt insgesamt in Deutschland relativ wenig Angebote, vor allen Dingen wenig ambulante Zentren, gerade in den ostdeutschen Bundesländern. Da sind dann beispielsweise für Familien aus Bautzen die Wege sehr, sehr weit. Für diese Familien ist diese digitale Schulung extrem vorteilhaft, weil sie Ressourcen spart, weil Mütter mit vielleicht zwei Kindern nicht extra nach Leipzig fahren müssen.

Sportwissenschaftlerin Sabine Pawellek

Sabine Pawellek kommt gerade aus einer Online-Schulung, trägt noch Sportkleidung. Gerne wäre man mit dem Mikrofon dabei gewesen. Aber die Eltern der Teenager hatten nicht eingewilligt.

„Wir haben ein Bewegungsspiel gemacht, wo sie auch mal geschaut haben: Wir müssen jetzt Kraftübungen machen, wie empfinden wir das? Sie waren sich alle relativ einig, dass es gar nicht so anstrengend war und dass sie da auch noch mehr können.“ 
Vier Mädchen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren, alle adipös, nehmen an dem ersten Online-Kurs teil. Das digitale Training beginnt mit einer Aufwärmphase. Und platzsparenden Übungen. Laufen auf der Stelle etwa mit „High Knees“, dabei werden die Knie bis auf Hüfthöhe angehoben. Übungen aus dem sog. „High Intensity Training“. 
„Es gibt auch den Skater, wo man quasi immer versucht, von einem Bein aufs andere Bein zu hüpfen und immer diagonal Zehen dabei berührt. Somit kommen die Kinder dann langsam in Fahrt - und werden dann auch warm.“

Dann folgt meist eine kleine Krafteinheit, erzählt Sabine Pawellek. Die digitale Schulung läuft erst wenige Monate, doch die Sportwissenschaftlerin kann schon kleine Vergleiche ziehen:

„Die ersten Schulungen war es noch ungewohnt. Man hat gemerkt, dass die sehr langsam mitgemacht haben und auch die Belastung oft nicht so war, wie sie wahrscheinlich jetzt gleich in einer analogen Schulung von Anfang an gewesen wären. Mittlerweile kennen sie die Übungen und machen auch komplett mit. Dadurch, dass ich sie auch sehen kann, ist es tatsächlich im analogen Raum manchmal gar nicht so unterschiedlich.“

Die kleinen Gruppen als Vorteil

Ein Vorteil sind für Pawellek die kleinen Gruppen. So kann man individuell auf die Vorlieben und Bedürfnisse der Teilnehmenden eingehen. Was wiederum die Motivation steigert.
Eines der Mädchen etwa hatte an einem Hip-Hop-Kurs teilgenommen. Und erzählt, dass sie sich dort aufgrund ihrer Körperfülle total unwohl gefühlt habe.
Sportwissenschaftlerin Pawellek hat das Bedürfnis nach Tanz gleich aufgegriffen:

„Wir haben es einmal in der Schulung probiert, dass wir die Tänze eher so auf Fitnessbasis gemacht haben, also Fitnessübungen passend zur Musik. Jetzt haben wir auch eine Gruppenaufgabe, bei der sie selber choreografieren können.“

Eine eigene Choreografie entwickeln, tanzen – auch das schafft Bewegung.
Es müsse am Ende auch gar nicht immer der Sportverein sein, betont Hagen Wulff. Gerade auf dem Land bieten sich auch andere Bewegungsmöglichkeiten:

„Wir haben einige Kinder früher schon aus unserem ambulanten Schulungszentrum an Feuerwehren vermittelt oder dem THW. Dort können die Kinder gerade echt auch eine gute Rolle ausfüllen. Also wenn es zum Beispiel darum geht, Feuerwehrschläuche oder andere Dinge zu transportieren, da haben sie durch die Körpermasse auch einen Vorteil.“  

Auch die psychologischen Komponenten sind wichtig

Das Projekt „Digitalschulung“ wird bis 2025 laufen. Dann wird sich zeigen, wie gut es digital funktioniert. Als Erfolg wertet das Team aber nicht nur messbare Daten wie Bodymass-Index oder Muskelzuwachs: 

„Ein wichtiger Faktor für uns ist also das Thema Lebensqualität und auch psychologische Komponenten, Wohlbefinden. Und die sind für uns viel, viel wichtiger.“

Zurück zum Sport-Gesundheitspark in Berlin-Wilmersdorf. Sportwissenschaftler Endre Puskas führt die Treppe hinab in den Keller.  Er öffnet die Tür zum Bewegungsbad.

„Da macht es den Kindern am meisten Spaß. Die Gelenke sind geschützt dadurch, dass das Körpergewicht vom Wasser gehalten wird. Wir können sehr viele Sachen mit Wasserlaufmatte, Trampolinspringen machen, wir können Basketball spielen im Wasser, Handball, was wir wollen.“

Trainer Lukas hat Bälle, Scheiben, Flossen, aber auch Gewichte und Hanteln ins Becken geworfen. Die gilt es nun wieder einzusammeln und zum Beckenrand zu bugsieren. Um die Wette, in zwei Teams.
Frieda, Effe, Etan, David, Hashem und die anderen schwimmen, tauchen, schleppen – prusten, lachen, schimpfen - und haben sichtlich Spaß dabei …

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