Spitzenküche in Deutschland

Gesucht: der deutsche Markenkern

09:30 Minuten
Roast duck, dumplings, sauerkraut, Christmas Eve menu
Gans, Klöße, Rotkohl: deutsch essen heißt deftig essen. © picture alliance / dpa / Pavel Rakusan
Peter Peter im Gespräch mit Axel Rahmlow · 26.02.2019
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Heute erscheint wieder der Guide Michelin, der über Wohl und Wehe der internationalen Spitzenköche entscheidet. Ein kulinarischer Blick auf hiesige Gefilde zeigt: Der deutschen Spitzengastronomie fehlt etwas - das Deutsche.
Im vergangenen Jahr listete der Guide Michelin 300 Sterne-Restaurants in Deutschland auf, davon elf Häuser mit drei Sternen und 39 mit zwei Sternen. Damit lag Deutschland weltweit auf Platz zwei hinter Frankreich. Es wird hierzulande also gut gekocht - aber wird auch deutsch gekocht? Und wie weit ist die Bereitschaft verbreitet, für ein gutes Essen auch mal viel Geld auszugeben?
Die gehobene Küche in Deutschland polarisiere, hat Peter Peter festgestellt. Er ist Verfasser zahlreicher kulinarischer Reisebücher. "Wir sind sonst gern bereit, für Schönheitsoperationen, Autos oder Urlaube viel Geld auszugeben, aber ich erlebe immer wieder bei Gesprächen, dass der besseren Küche heftige Ablehnung entgegenschlägt", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
Eine Kellnerin trägt ein Tablett mit mehreren Gerichten.
Oktoberfest: Lecker, deutsch - aber keine Spitzengastronomie.© dpa / picture alliance
"Das Ideal der deutschen Küche ist einfach das Oktoberfest", so Peter - wo es um bodenständige, deftige Hausmannskost gehe. Der "Bereich der Luxus-Küche" sei in den Köpfen hingegen verkümmert, und das habe dazu geführt, dass junge ambitionierte Köche nicht im deutschen Wirtshaus lernen, sondern gleich nach Frankreich gehen, um sich dort ausbilden zu lassen.
"Wir haben tolle Spitzenrestaurants, aber es fehlt ihnen ein bisschen der deutsche Markenkern", sagt Peter: "Sie spielen auf internationaler Ebene."

Begeisterung für ausländische Küche

Es gab mal eine Zeit, da hatte die gute Küche auch in Deutschland ein hohes Renommee. Doch das ist laut Peter lange her. Schon der preußische Adel habe wenig Interesse am Essen gehabt. Dann kamen zwei Weltkriege, und danach die "Begeisterung für die ausländische Küche", aber nicht für die deutsche. Hinzu kommt Peter zufolge auch noch ein Schuss Protestantismus: "Alle Speise kommt von Gott. Dann kann man sie nicht kritisieren."
Kulinarische Banausen zu sein: dieses Image haftet den Deutschen also nicht ganz zu Unrecht an. Doch in den letzten Jahren verändert sich auch etwas. Drei-Sterne-Köche geben Interviews in Magazinen oder treten in einer Koch-Show im Fernsehen auf. Man kennt sie jetzt mit Namen. Peter sieht die vielen Koch-Shows durchaus positiv: "Es bleibt immer etwas hängen dabei."
(ahe)
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